Geschichte der Reimbibeln: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Johann Steuerleins Reimbibel
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==<b>Kurze und unvollständige Bemerkungen zur Geschichte der Reimbibeln</b>==
==<b>Kurze und unvollständige Bemerkungen zur Geschichte der Reimbibeln</b>==


==Lyrik in der Bibel - der Psalter ==  
==Lyrik in der Bibel - der Psalter==  
Das Hebräisch der Bibel kennt (fast) keinen Endreim. Dennoch gehören insbesondere die Psalmen zur biblischen Lyrik (wie auch das Hohelied). Weil sie ursprünglich Lieder sind, die im Tempelgottesdienst in Jerusalem gesungen wurden, finden sich am Anfang vieler Psalmen Hinweise auf den "Gesangmeister" und die Sangesweise, wie etwa „Ein Zeugnis und Psalm Asafs, vorzusingen, nach der Weise »Lilien«“ (Ps. 80). Die Reimweise der Psalmen ist in der Regel der <i>Parallelismus membrorum</i> ein „inhaltlicher“ Reim, bei dem in zwei aufeinanderfolgenden Versen aufeinander bezogene Aussagen getroffen werden (synonymer Paralellismus bspw. „(a) Das Gesetz JHWHs ist vollkommen, erquickt die Seele; (b) das Zeugnis JHWHs ist zuverlässig, macht weise den Einfältigen.“ (Ps. 19:8)).
Das Hebräisch der Bibel kennt (fast) keinen Endreim. Dennoch gehören insbesondere die Psalmen zur biblischen Lyrik (wie auch das Hohelied). Weil sie ursprünglich Lieder sind, die im Tempelgottesdienst in Jerusalem gesungen wurden, finden sich am Anfang vieler Psalmen Hinweise auf den "Gesangmeister" und die Sangesweise, wie etwa „Ein Zeugnis und Psalm Asafs, vorzusingen, nach der Weise »Lilien«“ (Ps. 80). Die Reimweise der Psalmen ist in der Regel der <i>Parallelismus membrorum</i> ein „inhaltlicher“ Reim, bei dem in zwei aufeinanderfolgenden Versen aufeinander bezogene Aussagen getroffen werden (synonymer Paralellismus bspw. „(a) Das Gesetz JHWHs ist vollkommen, erquickt die Seele; (b) das Zeugnis JHWHs ist zuverlässig, macht weise den Einfältigen.“ (Ps. 19:8)).


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Populär wurden Verreimungen der Psalmen in der Volkssprache vor allem ab der Reformation. Der <i>Genfer Psalter</i> (franz. <i>Psautier de Genève</i>) mit seiner lyrischen Übersetzung der Psalmen durch Clément Marot (1496–1544) wurde als gottesdienstliches Gesangbuch der reformierten Tradition durch Johannes Calvin eingeführt. In einer Übersetzung durch Ambrosius Lobwasser (erschienen 1573 als <i>Der Psalter des königlichen Propheten David</i>) kam er auch im Deutschen Sprachraum in Gebrauch.
Populär wurden Verreimungen der Psalmen in der Volkssprache vor allem ab der Reformation. Der <i>Genfer Psalter</i> (franz. <i>Psautier de Genève</i>) mit seiner lyrischen Übersetzung der Psalmen durch Clément Marot (1496–1544) wurde als gottesdienstliches Gesangbuch der reformierten Tradition durch Johannes Calvin eingeführt. In einer Übersetzung durch Ambrosius Lobwasser (erschienen 1573 als <i>Der Psalter des königlichen Propheten David</i>) kam er auch im Deutschen Sprachraum in Gebrauch. Zum
 
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Wol dem der nit /
vom Weg abtrit /
zu den Gotlosen rotten /
Auch nit gern sitzt /
da mann sich spitzt /
Gots wort und werck zuspotten.<ref>[https://www.google.de/books/edition/Der_Psalter_Jn_Newe_Gesangs_weise_vnd_k/FLzpu-vCmCQC?hl=de&gbpv=1&pg=PA9-IA4&printsec=frontcover Digitalisat bei google.books]</ref>
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=Reimbibeln als Gattung=
=Reimbibeln als Gattung=

Version vom 10. Oktober 2023, 12:13 Uhr

Kurze und unvollständige Bemerkungen zur Geschichte der Reimbibeln

Lyrik in der Bibel - der Psalter

Das Hebräisch der Bibel kennt (fast) keinen Endreim. Dennoch gehören insbesondere die Psalmen zur biblischen Lyrik (wie auch das Hohelied). Weil sie ursprünglich Lieder sind, die im Tempelgottesdienst in Jerusalem gesungen wurden, finden sich am Anfang vieler Psalmen Hinweise auf den "Gesangmeister" und die Sangesweise, wie etwa „Ein Zeugnis und Psalm Asafs, vorzusingen, nach der Weise »Lilien«“ (Ps. 80). Die Reimweise der Psalmen ist in der Regel der Parallelismus membrorum ein „inhaltlicher“ Reim, bei dem in zwei aufeinanderfolgenden Versen aufeinander bezogene Aussagen getroffen werden (synonymer Paralellismus bspw. „(a) Das Gesetz JHWHs ist vollkommen, erquickt die Seele; (b) das Zeugnis JHWHs ist zuverlässig, macht weise den Einfältigen.“ (Ps. 19:8)).

Der Psalter wurde noch in vorchristlicher Zeit ins Aramäische (Targum) und Griechische (Septuaginta), und später ins Lateinische (Vulgata, 4. Jhd. n. Chr.) übersetzt. Lautgleichheit galt in diesen Sprachen aber gleichermaßen als unschön[1] (im Gegensatz zur arabischen Reimprosa des Koran)). Im Zuge der Übersetzung des Alten Testaments in die Volksprachen sind ab dem Hochmittelalter auch gereimte Psalter in den uns bekannten Endreimen belegt, der ab dieser Zeit auch in der nicht-religiösen Literatur Einzug hält. Aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist der Surtees Psalter auf Mittelenglisch überliefert.[2]

Als Beispiel daraus Psalm 1:1 mit Vergleich der Prosa-Übersetzung durch John Wycliff (1395):

Surtees Psalter (ca. 1275)

Seli biern þat noghte is gan

In þe rede ofe wicked man,

And in strete of sinfulle noght he stode,

Ne sat in setel ofe storme vngode;

Wycliff Bible (ed. 1395)

Blessid is the man, that yede not
in the councel of wickid men;
and stood not in the weie of synneris,
and sat not in the chaier of pestilence


Populär wurden Verreimungen der Psalmen in der Volkssprache vor allem ab der Reformation. Der Genfer Psalter (franz. Psautier de Genève) mit seiner lyrischen Übersetzung der Psalmen durch Clément Marot (1496–1544) wurde als gottesdienstliches Gesangbuch der reformierten Tradition durch Johannes Calvin eingeführt. In einer Übersetzung durch Ambrosius Lobwasser (erschienen 1573 als Der Psalter des königlichen Propheten David) kam er auch im Deutschen Sprachraum in Gebrauch. Zum

Wol dem der nit / vom Weg abtrit / zu den Gotlosen rotten / Auch nit gern sitzt / da mann sich spitzt / Gots wort und werck zuspotten.[3]

Reimbibeln als Gattung

Auch andere Bücher der Bibel wuden zuerst in den Volkssprachen gereimt. Dabei sind verschiedenen Gattungen von Bearbeitungen von den eigentlichen Reimbibeln zu unterscheiden: Die Weltchroniken enthalten bes

Belege und Anmerkungen

<references>