Reimbibel: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Johann Steuerleins Reimbibel
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Die in zwei Bänden (Bd 1: Altes Testament und Apokryphen, Bd. 2: Neues Testament) ausgeführte "Reimbibel" ist von Steuerlein innerhalb von acht Jahren, genauer: zwischen dem 21. Juni 1601 und dem 10. Juni 1609 gedichtet worden. Der Band des Alten Testaments (einschließlich der Apokryphen) beginnt auf unpaginierten Blättern mit Steuerleins Vorwort, dem eine Vorrede Polycarp Leysers folgt. Anschließend kommen sechs lateinische Widmungsgedichte (fünf davon von Geistlichen, s.u.), und das Inhaltsverzeichnis des Hauptteils. Der Textteil, in dem Steuerleins Seitenzählung beginnt, hat 757 Blätter. Der Band des Neuen Testaments enthält lediglich ein eigenes Inhaltsverzeichnis. Der Textteil umfasst hier 191 Blätter.  
Die in zwei Bänden (Bd 1: Altes Testament und Apokryphen, Bd. 2: Neues Testament) ausgeführte "Reimbibel" ist von Steuerlein innerhalb von acht Jahren, genauer: zwischen dem 21. Juni 1601 und dem 10. Juni 1609 gedichtet worden. Der Band des Alten Testaments (einschließlich der Apokryphen) beginnt auf unpaginierten Blättern mit Steuerleins Vorwort, dem eine Vorrede Polycarp Leysers folgt. Anschließend kommen sechs lateinische Widmungsgedichte (fünf davon von Geistlichen, s.u.), und das Inhaltsverzeichnis des Hauptteils. Die Handschrift hat 770 Blätter (davon 2 eingebundene Einlegezettel mit Ergänzungen/Korrekturen) + 1 losen Einlegezettel). Steuerlein hat im Hauptteil 757 Blätter gezählt, allerdings die Nr. 202 ausgelassen (d.h. auf 201 folgt 203). Der Band des Neuen Testaments enthält außer dem Titelblatt lediglich ein eigenes Inhaltsverzeichnis und hat 192 Blätter (191 von Steuerlein gezählt (außer Titelblatt)).  


==Vorwort Johann Steuerlein==
==Vorwort Johann Steuerlein==
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Steuerlein begann zunächst, kapitelweise vorgehend - wie Helmbold -, kleine Paraphrasen zu verfassen, die denen Andreas Mergilets ähneln (Vierzeiler). Allerdings reimte er bald immer wieder auch ganze Kapitel, wenn er sich inspiriert fühlte (Er zitiert in diesem Zusammenhang Ovid: <i>"Spiritus athereis sedibus ille venit"</i>). Steuerlein hatte bereits 1580 eine [https://steuerlein-reimbibel.eu/index.php?title=Jesus_Sirach_(1581) vollständige Verreimung des Buches Jesus Syrach] nach der Übersetzung Martin Luthers fertiggestellt und 1581 in Druck gegeben. Derselbe Text ist von ihm - einschließlich der im Druck vorhandenen Randglossen - ebenfalls in der Handschrift als Abschrift enthalten. Seinen Angaben zufolge sind auch die folgenden biblischen Bücher nach dem Text der Übersetzung Martin Luthers in Gänze in seinem Werk vorhanden:
 
Steuerlein begann zunächst, kapitelweise vorgehend - wie Helmbold -, kleine Zusammenfassungen (Paraphrasen) zu reimen, die denen Andreas Mergilets ähneln (Vierzeiler). Allerdings reimte er bald immer wieder auch ganze Kapitel, wenn er sich inspiriert fühlte (Er zitiert in diesem Zusammenhang Ovid: <i>"Spiritus athereis sedibus ille venit"</i>). Steuerlein hatte bereits 1580 eine [https://steuerlein-reimbibel.eu/index.php?title=Jesus_Sirach_(1581) vollständige Verreimung des Buches Jesus Syrach] nach der Übersetzung Martin Luthers fertiggestellt und 1581 in Druck gegeben. Derselbe Text ist von ihm - einschließlich der im Druck vorhandenen Randbemerkungen - ebenfalls in der Handschrift als Abschrift enthalten. Seinen Angaben zufolge sind auch die folgenden biblischen Bücher nach dem Text der Übersetzung Martin Luthers in Gänze in seinem Werk vorhanden:


Aus dem Alten Testament:
Aus dem Alten Testament:


* Ruth
* Rut
* Der Psalter (Steuerlein reimte dieses mit 121 Folio längste Stück im Winter 1606/1607 als gezwungen war sich von einer Beinverletzung zu erholen)<ref>Er beschreibt dies im Vorwort zu seiner Handschrift von "Die sieben Busspsalmen des Königs Davids" (1608; Forschungs- und Landesbibliothek Gotha, Signatur: Chart. B. 320)</ref>   
* Der Psalter (Steuerlein reimte dieses mit 237 beschriebenen Seiten längste Stück im Winter 1606/1607 als er gezwungen war sich von einer Beinverletzung zu erholen)<ref>Er beschreibt dies im Vorwort zu seiner Handschrift von "Die sieben Busspsalmen des Königs Davids" (1608; Forschungs- und Landesbibliothek Gotha, Signatur: Chart. B. 320)</ref>   
* Sprüche
* Sprüche
* Jona<ref>Steuerlein gibt hierzu allerdings an, anstelle des Bibeltextes (Luther), konkret im Fall des Buches Jona, nur die <i>Summarien</i> des Veit Dietrich (1506-1549) verreimt zu haben.</ref>
* Jona<ref>Steuerlein gibt hierzu allerdings an, anstelle des Bibeltextes (Luther), konkret im Fall des Buches Jona, nur die <i>Summarien</i> des Veit Dietrich (1506-1549) verreimt zu haben.</ref>
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* Jesus Sirach (Abschrift des Drucks von 1581).
* Jesus Sirach (Abschrift des Drucks von 1581).
* Stücke zu Esther  
* Stücke zu Esther  
* Stücke zu Daniel  
* Stücke zu Daniel (darunter u.a. Der Gesang der drei Männer im Feuerofen und das Gebet Manasses)
* Der Gesang der drei Männer im Feuerofen (Stück zu Daniel, von Steuerlein separat aufgeführt)
* Gebet des Manasse (Stück zu Daniel, separat aufgeführt)


==Vorrede Polykarp Leyser (1552-1610)==
==Vorrede Polykarp Leyser (1552-1610)==


Johann Steuerlein schickte [https://de.wikipedia.org/wiki/Polykarp_Leyser_der_%C3%84ltere Polykarp Leyser] sein Werk mit der Bitte eine Vorrede dazu zu verfassen.  
Johann Steuerlein schickte vermutlich im Jahr 1608 den ersten Band des Alten Testaments mit den Apokryphen gebunden an [https://de.wikipedia.org/wiki/Polykarp_Leyser_der_%C3%84ltere Polykarp Leyser den Älteren], Hofprediger in Dresden, mit der Bitte eine Vorrede dazu zu verfassen.  
Die Vorrede trägt, wie auch bei Heinemann vermerkt, das Datum 16. Februar 1612. Allerdings ist Leyser bereits am 22. Februar 1610 in Dresden verstorben. Eine Bemerkung am Ende des Vorworts geht auf diese Diskrepanz ein:
Die Vorrede, in der Abschrift Steuerleins, trägt das Datum "16. Februar 1612". Allerdings ist Leyser bereits am 22. Februar 1610 in Dresden verstorben. Eine Bemerkung am Ende des 1611 von Steuerlein verfasstem Vorwort geht auf diese Diskrepanz ein:


: <i>D. Policarpi Leysers Vorrede ist im Rechtn original das datum 16. Febr. 1609. hernacher aber ge[e]ndert 1612 gesezt worden.</i>
: <i>D. Policarpi Leysers Vorrede ist im Rechtn original das datum 16. Febr. 1609. hernacher aber ge[e]ndert 1612 gesezt worden.</i>


Wie erwähnt hatte Steuerlein sein Gesamtwerk erst im Juni 1609 abgeschlossen, also vier Monate nach dem Datum von Leysers Vorrede. Der Band des Alten Testaments dürfte allerdings bereits im Jahr 1608 abgeschlossen worden sein. Offenbar hatte Steuerlein hierfür die Vorrede bereits eingeholt. Womöglich datierte er selbst sie eigenmächtig voraus, da er nicht abschätzen konnte, wann sein Werk als ganzes abgeschlossen sein würde. Sein eigenes Vorwort stammt vom 1. Januar 1611. Die Nebenbemerkung am Ende desselben wurde nötig, da Leyser bereits 1610 verstorben war. Es ist nicht klar, ob diese Anmerkung von Steuerlein selbst stammt. Zumindest besass deren Verfasser auch Zugriff auf das Original der Vorrede Leysers (vermutlich einen Brief).
Wie im Vorwort erwähnt hatte Steuerlein das Gesamtwerk (also mit Neuem Testament) erst im Juni 1609 abgeschlossen, d.h. vier Monate nach dem laut dieser Anmerkung originalem Datum von Leysers Vorrede. Womöglich datierte Steuerlein, da er im Februar 1609 noch nicht sicher war, wann er sein Werk beendet haben würde, die Vorrede eigenmächtig voraus. Leyser starb allerdings in der Zwischenzeit und Steuerlein hatte seine Arbeit dennoch deutlich früher fertiggestellt, so dass die Nebenbemerkung am Ende des Vorwort nötig wurde um diese Diskrepanz zu erklären.  
Leyser, als Generalsuperintendent des Sächsischen Kurkreises eine Art "Landesbischof", unterstützte Steuerleins Unternehmung, und argumentierte in seiner Vorrede mit einem Verweis auf <i>Kolosser</i>, Kap. 3, Vers 16:
 
Es ist nicht allerdings nicht klar, ob die Anmerkung von Steuerlein selbst stammt. Möglich ist, dass jemand, der Zugriff zum Original der Vorrede Leysers hatte (vermutlich einen Brief), diese Korrektur vornahm.
 
Policarp Leyser war wahrscheinlich die einflussreichste Persönlichkeit des Luthertums in Sachsen, da er als Generalsuperintendent des Sächsischen Kurkreises die Rolle einer Art "Landesbischof" einnahm. Er  unterstützte Steuerleins Unternehmung, und argumentierte in seiner Vorrede mit einem Verweis auf <i>Kolosser</i>, Kap. 3, Vers 16:


<i>Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen:<br /> Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit;<br /> mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. </i> (Luther 2017)


:: <i>Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen:<br/> Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit;<br/> mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. </i> (Luther 2017)





Version vom 21. Januar 2024, 18:54 Uhr

Biblia,

Das ist,
Die gantze heÿlige Schrifft:
In
Einfeltige, aber dem Text gemese
Deutsche Rheÿmen gebracht,

Durch

Johann Steurlein, den Eltern, Public:
Notarium, vnd Poëtam Laureatum Caesareum,
diser Zeit Chur: vnd fürstlichen Sachsischen
Verordtneten Stadtschultheißen zu
Meÿnungen, In der Fürstlichen
Graffschafft Hennenbergh.

Mit einer Vorrede, Des Ehrwirdigen Vnd
Hochgelarten Herrn POLŸCARPI LEŸSERS,
der heÿligen Schrifft Doctoris, Chur=
fürstlichen Sachsischen Hoffpredigers
zu Dreßden. etc.

Anno Christi
O DEVs, proteCtor MeVs.erIs. psal: 3.

Das Newe Testament,


In


Einfeltige, doch dem Text gemese deutsche
Rheÿmen gebracht.

Durch

Johann Steurlein den Eltern, Publ:
Notar: Vnd Poëtam Laureatum Cae=
sareum, dieser Zeit Chur: vnd Für=
stlichen Sachsischen Verordtne=
ten StadtSchultheissen
zu Meÿnungen, In
der fürstlichen
Graffschafft
Hennen=
bergh

Anno
DoMInI=IesV ChrIstI
=nostrI:


Die in zwei Bänden (Bd 1: Altes Testament und Apokryphen, Bd. 2: Neues Testament) ausgeführte "Reimbibel" ist von Steuerlein innerhalb von acht Jahren, genauer: zwischen dem 21. Juni 1601 und dem 10. Juni 1609 gedichtet worden. Der Band des Alten Testaments (einschließlich der Apokryphen) beginnt auf unpaginierten Blättern mit Steuerleins Vorwort, dem eine Vorrede Polycarp Leysers folgt. Anschließend kommen sechs lateinische Widmungsgedichte (fünf davon von Geistlichen, s.u.), und das Inhaltsverzeichnis des Hauptteils. Die Handschrift hat 770 Blätter (davon 2 eingebundene Einlegezettel mit Ergänzungen/Korrekturen) + 1 losen Einlegezettel). Steuerlein hat im Hauptteil 757 Blätter gezählt, allerdings die Nr. 202 ausgelassen (d.h. auf 201 folgt 203). Der Band des Neuen Testaments enthält außer dem Titelblatt lediglich ein eigenes Inhaltsverzeichnis und hat 192 Blätter (191 von Steuerlein gezählt (außer Titelblatt)).

Vorwort Johann Steuerlein

In seinem Vorwort (datiert 1. Januar 1611) schildert Steuerlein das Zustandekommen seiner Reimbibel. Als Vorbilder nennt er namentlich Ludwig Helmbold (1532-1598) und Andreas Mergilet (1539-1606). Steuerlein hatte Dichtungen des Mühlhausener Pfarrers Helmbold vertont und 1575 drucken lassen ("XXI. Geistliche Lieder" (Erfurt: Georg Baumann, 1575)). Im Jahr zuvor erschienen gedruckt dessen "Monosticha, In Singvla Sacrorvm Bibliorvm Capita: Memoriae Theologorum inseruire iussa" (Mühlhausen: Hantzsch, 1574) Digitalisat der HAB Wolfenbüttel. Dabei handelt es sich um einversige (gr. Monostichon) lateinische Verse über jedes Kapitel der biblischen Bücher des Alten Testaments, die - so der Titel - den Theologen als Memorierhilfe dienen sollten.

1587 erschien davon eine Verdeutschung durch Ambrosius Sidelius (1533-1613), nun allerdings mit jeweils zwei Versen: "MONOSTICHA: Das ist: Kurtzer begriff der fürnemen Heuptstück / aller Capittel der gantzen heiligen Schrifft / so in Lateinischer sprache / vor 13 Jharen verfasset hat / vnd außgehen lassen öffentlich / der Ehrwirdige ... / M. Luduicus Helmboldus / jetziger zeit Pfarrherr vnd Superattendens zu Mülhausen. ... Nun aber ... verdeutzscht / vnd in zwey deutzsche Verßlin geordnet / ... Durch M. AMBROSIVM SIDELI. jetziger zeit Pfarrern zu Cölleda/ an der Lossen." (Erfurt: Georg Baumann, 1587).

1588 erweiterte Helmbold sein Werk schließlich in einer weiteren Auflage noch um "Disticha" (zweiversige Reime) über die Episteln und Evangelien der Sonn- und Festtage und bezog damit wichtige Stücke aus dem Neuen Testament mit ein (Mühlhausen: Hantzsch, 1588; Digitalisat).

Wenige Jahre später machte sich Andreas Mergilet, Pfarrer zu Mühlfeld daran, in ähnlicher Weise Verse über Texte der Bibel zu verfassen. Für sein 1593 zu Schmalkalden erschienenes Werk TETRASTICHA LATINOGERMANICA (Digitalisat auf google.books) nahm er sich ebenfalls die Evangelien der damaligen lutherischen Perikopenordnung vor und stellte in vier Versen lateinische und deutsche Paraphrasen der Lesetexte zusammen (sogenannte "Perikopenepigramme"). Als Beispiel sei hier angeführt das Evangelium des 13. Sonntag nach Trinitatis (Lukas 10 ("Barmherziger Samariter")):


Omnibus inflixit lethalia vulnera Sathan,

Nec lex, nec ritus heic val eret Leui.

Attulit vnus opem custos gregis ipse beati,

Nos humeris gestans, hospitioque tegens.


Sathan all Menschen hat verwundt /

Wedr Gsetz noch Opffr hie helffen kundt.

Des einign Samariters gunst

Tregt / hilfft / herrbergt / pflegt / heilt umb sunst.[1]


Steuerlein begann zunächst, kapitelweise vorgehend - wie Helmbold -, kleine Zusammenfassungen (Paraphrasen) zu reimen, die denen Andreas Mergilets ähneln (Vierzeiler). Allerdings reimte er bald immer wieder auch ganze Kapitel, wenn er sich inspiriert fühlte (Er zitiert in diesem Zusammenhang Ovid: "Spiritus athereis sedibus ille venit"). Steuerlein hatte bereits 1580 eine vollständige Verreimung des Buches Jesus Syrach nach der Übersetzung Martin Luthers fertiggestellt und 1581 in Druck gegeben. Derselbe Text ist von ihm - einschließlich der im Druck vorhandenen Randbemerkungen - ebenfalls in der Handschrift als Abschrift enthalten. Seinen Angaben zufolge sind auch die folgenden biblischen Bücher nach dem Text der Übersetzung Martin Luthers in Gänze in seinem Werk vorhanden:

Aus dem Alten Testament:

  • Rut
  • Der Psalter (Steuerlein reimte dieses mit 237 beschriebenen Seiten längste Stück im Winter 1606/1607 als er gezwungen war sich von einer Beinverletzung zu erholen)[2]
  • Sprüche
  • Jona[3]

Aus den Apokryphen des Alten Testaments:

  • Tobit
  • Jesus Sirach (Abschrift des Drucks von 1581).
  • Stücke zu Esther
  • Stücke zu Daniel (darunter u.a. Der Gesang der drei Männer im Feuerofen und das Gebet Manasses)

Vorrede Polykarp Leyser (1552-1610)

Johann Steuerlein schickte vermutlich im Jahr 1608 den ersten Band des Alten Testaments mit den Apokryphen gebunden an Polykarp Leyser den Älteren, Hofprediger in Dresden, mit der Bitte eine Vorrede dazu zu verfassen. Die Vorrede, in der Abschrift Steuerleins, trägt das Datum "16. Februar 1612". Allerdings ist Leyser bereits am 22. Februar 1610 in Dresden verstorben. Eine Bemerkung am Ende des 1611 von Steuerlein verfasstem Vorwort geht auf diese Diskrepanz ein:

D. Policarpi Leysers Vorrede ist im Rechtn original das datum 16. Febr. 1609. hernacher aber ge[e]ndert 1612 gesezt worden.

Wie im Vorwort erwähnt hatte Steuerlein das Gesamtwerk (also mit Neuem Testament) erst im Juni 1609 abgeschlossen, d.h. vier Monate nach dem laut dieser Anmerkung originalem Datum von Leysers Vorrede. Womöglich datierte Steuerlein, da er im Februar 1609 noch nicht sicher war, wann er sein Werk beendet haben würde, die Vorrede eigenmächtig voraus. Leyser starb allerdings in der Zwischenzeit und Steuerlein hatte seine Arbeit dennoch deutlich früher fertiggestellt, so dass die Nebenbemerkung am Ende des Vorwort nötig wurde um diese Diskrepanz zu erklären.

Es ist nicht allerdings nicht klar, ob die Anmerkung von Steuerlein selbst stammt. Möglich ist, dass jemand, der Zugriff zum Original der Vorrede Leysers hatte (vermutlich einen Brief), diese Korrektur vornahm.

Policarp Leyser war wahrscheinlich die einflussreichste Persönlichkeit des Luthertums in Sachsen, da er als Generalsuperintendent des Sächsischen Kurkreises die Rolle einer Art "Landesbischof" einnahm. Er unterstützte Steuerleins Unternehmung, und argumentierte in seiner Vorrede mit einem Verweis auf Kolosser, Kap. 3, Vers 16:

Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen:
Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit;
mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.
(Luther 2017)


Die Kenntnis der Heiligen Schrift werde nicht nur durch Auslegung und Kommentar, sondern auch durch gereimte Übertragung gefördert, zumal Teile des Alten Testaments selbst in dichterischer Weise verfasst seien und dies dem Geschmack der Jugend und der leichteren Merkbarkeit des Textes entgegenkomme.

Widmungsgedichte

Steuerleins Werk enthält sechs lateinische Widmungsgedichte folgender Personen:

  • Wolfgang Heider (1558-1626), Ethik- und Politk-Professor an der Universität Jena.
  • Hieronymus Pfnör [der Jüngere] (1547-1614), Pfarrer und Inspektor zu Tann/Rhön.
Sohn des chronologisch zweiten evangelischen Pfarrer von Schmalkalden (1549-1566), Hieronymus Pfnör Sr. (1519-1566), somit Amtsbruder von Steuerleins Vater, dem Archdiakon Caspar Steuerlein (1492-1559).[4] Der mit Johann Steuerlein fast gleichalte, 1547 zu Schleusingen geborene jüngere Hieronymus war bis 1581 Diakon in Schmalkalden, wegen theologische Differenzen verabschiedet und danach Pfarrer und Inspektor zu Tann/Rhön.[5] Pfnör verfasste einen Trauergesang aus Anlaß von Steuerleins Tod für Johann Güths Leichenpredigt (1613).
  • Johann Güth (1561-1629), Pfarrer zu Meiningen.
Nach Brückner ("Pfarrbuch" (1862)) war er geboren 1561 in Wasungen, 1584 ordiniert und Diakon in Wasungen. 1587 Pfarrer in Roßdorf. 1604 Vize-Pastor in Meiningen, 1612 Pfarrer, Superintendent und Consistorialis. 1624 wegen Krankheit vom Pfarramt entbunden. 1629 (9. April) in Meiningen verstorben und in der Kirche beim Altar bestattet. Sein Enkel war Johann Sebastian Güth (1628-1677), Verfasser der Meininger Chronik Poligraphia Meiningensis. Johann Güth bestattete 1613 Johann Steuerlein und aus seiner Feder stammt die an biographischen Angaben reiche Leichenpredigt. Sein Bruder Paul(us) Güth, Pfarrer zu Sülzfeld (+1628), verfasste dafür einen Trauergesang (Epicedeion).[6]
  • Johann(es) Friedrich (1575-1642), Archidiakon zu Meiningen.[7]
  • Caspar Halbich (1572-1632), Diakon zu Meiningen[8]
  • Johann Ebert, (+1650), Dekan zu Kühndorf[9]

Inhaltsverzeichnis Altes Testament

Verzeichnis der Bücher deß alten Testaments
hat Capitel zu finden Folio
Das erste Buch Mose ... Genesis 50 1
Das andere Buch Mose ... Exodus 40 64
Das dritte Buch Mose ... Leviticus 27 100
Das vierde Buch Mose ... Numeri 36 108
Das fünffte Buch Mose ... Deuteronomium 34 130
Das Buch Josua 24 150
Das Buch der Richter ... Iudicum 21 166
Das Buch Ruth 4 186
Das erste Buch Samuelis ... Regum 1 31 191
Das andere Buch Samuelis ... Regum 2 24 225
Das erste Buch der Könige ... Regum 3 22 241
Das andere Buch der Könige ... Regum 4 25 261
Das erste Buch der Chronica ... Paralipomenon 1 30 281
Das andere Buch der Chronica ... Paralipomenon 2 36 290
Das Buch Eßra 10 316
Das Buch Nehemja 13 318
Das Buch Esther 10 322
Das Buch Hiob 42 329
Der Psalter 150 343
Die Sprüche Salomo ... Proverbiorum 31 464
Der Prediger Salomo ... Ecclesiastes 12 502
Das Hohe Lied Salomo ... Canticum Canticorum 8 508
[Bücher] der Propheten
Jesaias 66 512
Jeremias 52 537
Klagelieder Jeremia 5 558
Hesekiel 48 560
Daniel 12 574
Hosea 14 592
Joel 3 596
Amos 9 597
Obadja 1 600
Jona 4 601
Micha 7 605
Nahum 3 608
Habacuc 4 609
Zephanja 3 613
Haggai 2 614
Zacharja 14 615
Maleachi 4 619
Bücher, so man Apokrypha nennt
Das Buch Judith 16 621
Die Weißheit Salomonis 19 635
Das Buch Tobiae 14 642
Jesus Syrach ... Ecclesiasticus 51 654
Der Prophet Baruch 6 716
Das erste Buch Maccabeorum 16 719
Das andere Buch Maccabeorum 15 730
Stück in Esther 1 743
Historia von Susanna 1 749
Von Bel zu Babel 1 753
Vom Drachen zu Babel 1 754
Das Gebet Asariae 1 755
Der Gesang der drey Männer im Feuer 1 755
Das Gebet Manasse 1 757

Inhaltsverzeichnis Neues Testament

Bücher des Newen Testaments
hat Capitel zu finden Folio
Euangelium S. Matthei 28 2
Euangelium S. Marti 16 42
Euangelium S. Lucae 24 64
Euangelium S. Johannis 21 91
Der Apostel Geschichte beschrieben von S. Luca 28 101
Epistel S. Pauli an die Römer 16 128
Die 1. Epistel S. Pauli an die Corinther 16 134
Die 2. Epistel S. Pauli an die Corinther 13 138
Epistel S. Pauli an die Galater 6 144
Epistel S. Pauli an die Epheser 6 148
Epistel S. Pauli an die Philipper 4 151
Epistel S. Pauli an die Colosser 4 152
Die 1. Epistel S. Pauli an die Thessalonicher 5 154
Die 2. Epistel S. Pauli an die Thessalonicher 3 158
Die 1. Epistel S. Pauli an Timotheum 6 159
Die 2. Epistel S. Pauli an Timotheum 4 162
Epistel S. Pauli an Titum 3 163
Epistel S. Pauli an Philemonem 1 165
Die erste Epistel S. Petri 5 165
Die andere Epistel S. Petri 3 169
Die 1. Epistel S. Johannis 5 170
Die 2. Epistel S. Johannis 1 172
Die 3. Epistel S. Johannis 1 172
Die Epistel an die Hebraeer 13 173
DIe Epistel Jacobi 5 176
Die Epistel Judae 1 178
Die Offenbarung S. Johannis 22 178

Grafik: Umfang der einzelnen biblischen Bücher innerhalb der Handschriften

Wie in der unteren Grafik zu erkennen stechen insbesondere die vollständig bearbeiteten Bücher, d.h. der Psalter (121 fols.), die Sprüche (38 fols.) und das (apokryphe) Jesus Sirach (62 fols.) heraus und machen zusammen ein Viertel des Gesamtwerks aus. Sie sind damit im Vergleich zur biblischen Vorlage zum Teil bis zu doppelt so stark repräsentiert (Der Psalter beispielsweise umfasst 10,9 % der Verse der Schriften des hebräischen Alten Testaments, bei Steuerlein 19,5 %).

Auch andere Bücher sind überrepräsentiert (z.B. 1. Mose (Genesis (62 fols.)), Matthäusevangelium (40 fols.)), während andere im Vergleich deutlich kürzer ausfallen (z.B. 3. Mose (Leviticus (8 fols.)), Johannesevangelium (10 fols.)).

Gesamtübersicht: Umfang der Schriften des Neuen und Alten Testament einschließlich Apokryphen.

Belege und Anmerkungen

  1. https://books.google.de/books/content?id=ZYY89YvTafgC&hl=de&pg=PP79&img=1&zoom=3&sig=ACfU3U3yz2b_72g7bOHEPMD_o9kKcCGwoQ&ci=216%2C783%2C657%2C369&edge=0
  2. Er beschreibt dies im Vorwort zu seiner Handschrift von "Die sieben Busspsalmen des Königs Davids" (1608; Forschungs- und Landesbibliothek Gotha, Signatur: Chart. B. 320)
  3. Steuerlein gibt hierzu allerdings an, anstelle des Bibeltextes (Luther), konkret im Fall des Buches Jona, nur die Summarien des Veit Dietrich (1506-1549) verreimt zu haben.
  4. https://www.google.de/books/edition/Th%C3%BCringer_Pfarrerbuch/uS8jEAAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Hieronymus+Pfn%C3%B6r+Schmalkalden&pg=PA496&printsec=frontcover&bshm=rime/1,rime/1
  5. https://www.google.de/books/edition/Biographische_und_litterarische_Nachrich/Msk5AAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Hieronymus+Pfn%C3%B6r+Schmalkalden&pg=PA116&printsec=frontcover&bshm=rime/1
  6. https://www.google.de/books/edition/Neue_Beitr%C3%A4ge_zur_Geschichte_deutschen/g2kAAAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Johann+G%C3%BCth+1629&pg=PA31&printsec=frontcover&bshm=rime/1 und https://books.google.de/books?id=MlFoAAAAcAAJ&lpg=PA327&ots=CYn8rfSK6x&dq=%22johann%20g%C3%BCth%22%20Meiningen&hl=de&pg=PA327#v=onepage&q&f=false
  7. https://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=meiningen&ID=I10654&lang=de
  8. https://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=meiningen&ID=I12441&lang=de und https://www.google.de/books/edition/Neue_beitr%C3%A4ge_zur_Geschichte_deutschen/o2QOAAAAYAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=%22Caspar+Halbich%22+%22Meiningen%22&pg=PA74&printsec=frontcover&bshm=rime/1,rime/1
  9. https://www.google.de/books/edition/Biographische_und_litterarische_Nachrich/Msk5AAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Johann+Ebert+K%C3%BChndorf&pg=PA286&printsec=frontcover&bshm=rime/1