Transkriptionsbeispiel: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Johann Steuerleins Reimbibel
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Obwohl Steuerlein sein Werk in etwas "altertümlich" klingendem und gelegentlich im Wortschatz nicht mehr ohne weiteres verständlichem Frühneuhochdeutsch verfasste, gibt es zwei Faktoren, die die Transkription seiner Handschrift erleichtern, wie auch das untere Beispiel zeigt:
Obwohl Steuerlein sein Werk in etwas "altertümlich" klingendem und gelegentlich im Wortschatz nicht mehr ohne weiteres verständlichem Frühneuhochdeutsch verfasste, gibt es Faktoren, die die Transkription seiner Handschrift erleichtern, wie auch das untere Beispiel zeigt.




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◡  —ˌ  ◡  —ˌ  ◡  —ˌ  ◡    —ˌ  
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Steuerleins Handschrift ist in Kurrektschrift geschrieben (einer frühen Form der Schreibschrift). An anderer Stelle werde ich ein Beispielalphabet aus Klein- und Großbuchstaben zusammenstellen. Die beste Übung ist aber die Praxis und der  Vergleich bereits transkribierter Texte mit dem Original. Das unten aufgeführte Beispiel verdeutlicht, noch ein paar Kleinigkeiten, die man beachten sollte:
Steuerleins Handschrift ist in Kurrektschrift geschrieben (einer frühen Form der Schreibschrift). An anderer Stelle werde ich ein Beispielalphabet aus Klein- und Großbuchstaben zusammenstellen. Die beste Übung ist aber die Praxis und der  Vergleich bereits transkribierter Texte mit dem Original.  


1. Groß- und Kleinschreibung: Jedes Vers beginnt mit einem Großbuchstaben.
Das unten aufgeführte Beispiel verdeutlicht auch, dass die frühneuhochdeutsche Orthographie an einigen Stellen noch von unserem heutigen Hochdeutsch abweicht. Hier nur die wesentlichen im Beispieltext vorkommenden Phänomene:


2. Rechtschreibung (Nur einige Beispiele):
* Groß- und Kleinschreibung: Jedes Vers beginnt mit einem Großbuchstaben, auch Satzanfänge, Namen und Nomen sind (meist) großgeschrieben. Allerdings können auch Personalpronomen ("Jhn", "Jch") gelegentlich großgeschrieben sein. Im Vergleich zur Lutherübersetzung die einige Jahrzehnte älter ist, sieht man, dass Großschreibung von Nomen noch nicht selbstverständlich war. 
* "u" ist ist oft "v" (regelmäßig zu sehen bei "vnd", statt "und").  
* "u" ist ist oft "v" (regelmäßig zu sehen bei "vnd", statt "und").  
* "v" ist dagegen auch mal "u" (z.B. "Leuit", statt "Levit"; "dauon", statt "davon");  
* "v" ist dagegen auch mal "u" (z.B. "Leuit", statt "Levit"; "dauon", statt "davon");  
* Austausch von "f" und "v" ("fur", statt "vor" (an anderer Stelle: "vest", statt "fest").  
* Vertauschung von "f" und "v" ("fur", statt "vor" (an anderer Stelle: "vest", statt "fest")).  
* Dehnungs-h kommt gelegentlich an ungewohnten Stellen vor ("Nhu", statt "Nu(n)"; "bezhalen", statt "bezahlen"), bzw. fehlt an anderen ("jn", statt "ihn").  
* Dehnungs-h kommt gelegentlich an ungewohnten Stellen vor ("Nhu", statt "Nu(n)"; "bezhalen", statt "bezahlen"), bzw. fehlt an anderen ("jn", statt "ihn").  
* Das gleiche gilt für Dehnungs-"ie" ("gieng", statt "ging"; umgekehrt "ligen" statt "liegen").  
* Dehnungs-e ebenfalls noch nicht fix ("gieng", statt "ging"; umgekehrt "ligen" statt "liegen").  
* Die Umlaute "ä", "ü", "ö" sind selten zu finden ("wehr", statt "wär(e)"(süddeutsch = war); "hetten", statt "hätten" (= hatten); "furvbergegangen", statt "vorübergegangen"; "Oële" statt "Öle").  
* Die Umlaute "ä", "ü", "ö" sind noch nicht üblich ("wehr", statt "wär(e)"(süddeutsch = war); "hetten", statt "hätten" (süddeutsch = hatten); "furvbergegangen", statt "vorübergegangen"; "Oële" statt "Öle").  
* Ansonsten beachte man noch die häufige Verwendung von Doppelkonsonanten ("auff"; "Todt", "Barmhertzigkeit", und "ck").  
* Ansonsten beachte man noch die häufige Verwendung von Doppelkonsonanten ("auff"; "Todt", "Barmhertzigkeit", und "ck").  


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|auch ein Leuit / da er kam bey die Stet / vnd sahe jn / gieng er fur vber.  
|auch ein Leuit / da er kam bey die Stet / vnd sahe jn / gieng er fur vber.  
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|18 hetten gethan, alß gings nichts ahn.
|18 hetten gethan, alß giengs nichts ahn.
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Version vom 23. Oktober 2023, 15:41 Uhr

Obwohl Steuerlein sein Werk in etwas "altertümlich" klingendem und gelegentlich im Wortschatz nicht mehr ohne weiteres verständlichem Frühneuhochdeutsch verfasste, gibt es Faktoren, die die Transkription seiner Handschrift erleichtern, wie auch das untere Beispiel zeigt.


1. Die Vorlage:

Zum ersten benutzte Steuerlein als Vorlage seiner Reime, wo er nicht gänzlich frei formulierte (was seltener vorkam), die Lutherbibel (1545, [Digitalisat]). Daher kann man sich sprachlich und aus dem Kontext den größten Teil des Textes sehr leicht erschließen, formuliert Steuerlein doch oft nur ein wenig um, entweder durch Änderung der Reihenfolge der Worte, wie z.B.

Steuerlein Luther
21 Vnd goß Jhn drein, Oele vnd Wein, vnd gos drein Ole vnd Wein
22 Vnd hub Jhn fein, aufs Thierle[i]n sein. vnd hub jn auff sein Thier


Oder aber oft durch Ergänzung (oder Auslassung), wie z.B.:

Steuerlein Luther
33 Dem, der mit großer Leibsgefahr, dem /der
34 Vnter die Mörder gfallen war? vnter die Mörder gefallen war?


2. Endreim und Metrum:

Zum zweiten sollten sich die Verse reimen. Da hier ausschließlich Paareime vorliegen, sollten die letzten Worte zweier aufeinanderfolgender Verse einen Gleichklang haben. Darüberhinaus haben (fast) alle Verse genau 8 Silben. Zwar ist das Metrum nicht immer ganz sauber, aber bestünden, etwa in dem folgenden Fall Beispielweise Zweifel, ob an einer Stelle in einem Wort noch ein meist unscheinbares "e" zu finden wäre, lässt es sich durch das Silbenzählen eigentlich gut nachprüfen:


Statt "Mör-de-ri-sche" (4 Silben) habe wir "Mör-dri-sche (3 Silben):

fiel vn-ter die Mör-dri-sche Rott

◡ —ˌ ◡ —ˌ ◡ —ˌ ◡ —ˌ

Dagegen, hier statt "Ihm" (1 Silbe), "Ih-me" (2 Silben):

Da sprach Jhe-sus Zu Jh-me: Nhu,

◡ —ˌ ◡ —ˌ ◡ —ˌ ◡ —ˌ

Steuerleins Handschrift ist in Kurrektschrift geschrieben (einer frühen Form der Schreibschrift). An anderer Stelle werde ich ein Beispielalphabet aus Klein- und Großbuchstaben zusammenstellen. Die beste Übung ist aber die Praxis und der Vergleich bereits transkribierter Texte mit dem Original.

Das unten aufgeführte Beispiel verdeutlicht auch, dass die frühneuhochdeutsche Orthographie an einigen Stellen noch von unserem heutigen Hochdeutsch abweicht. Hier nur die wesentlichen im Beispieltext vorkommenden Phänomene:

  • Groß- und Kleinschreibung: Jedes Vers beginnt mit einem Großbuchstaben, auch Satzanfänge, Namen und Nomen sind (meist) großgeschrieben. Allerdings können auch Personalpronomen ("Jhn", "Jch") gelegentlich großgeschrieben sein. Im Vergleich zur Lutherübersetzung die einige Jahrzehnte älter ist, sieht man, dass Großschreibung von Nomen noch nicht selbstverständlich war.
  • "u" ist ist oft "v" (regelmäßig zu sehen bei "vnd", statt "und").
  • "v" ist dagegen auch mal "u" (z.B. "Leuit", statt "Levit"; "dauon", statt "davon");
  • Vertauschung von "f" und "v" ("fur", statt "vor" (an anderer Stelle: "vest", statt "fest")).
  • Dehnungs-h kommt gelegentlich an ungewohnten Stellen vor ("Nhu", statt "Nu(n)"; "bezhalen", statt "bezahlen"), bzw. fehlt an anderen ("jn", statt "ihn").
  • Dehnungs-e ebenfalls noch nicht fix ("gieng", statt "ging"; umgekehrt "ligen" statt "liegen").
  • Die Umlaute "ä", "ü", "ö" sind noch nicht üblich ("wehr", statt "wär(e)"(süddeutsch = war); "hetten", statt "hätten" (süddeutsch = hatten); "furvbergegangen", statt "vorübergegangen"; "Oële" statt "Öle").
  • Ansonsten beachte man noch die häufige Verwendung von Doppelkonsonanten ("auff"; "Todt", "Barmhertzigkeit", und "ck").

Eine Besonderheit muss noch gesondert erwähnt werden: Doppelkonsonannten (v.a. "m" und "n" werden oft nur einmal geschrieben und mit einem "Nasalstrich" versehen, z.B. "Man̅" und "Jam̅ern".


Cod. Guelf. 188 Helmst, fol. 76r, Zeile 9 bis 38

"Das Gleichnis vom Barmherzigen Samariter" (Lukas 10,30-37)

Steuerlein (1611) Luther (1545)
9 Jhesus Einem ein Gleichnis sagt, 30Da antwortet Jhesus / vnd sprach /
10 Von einem Menschen, der da macht Es war ein Mensch /
11 Von Jerusalem seine Reis, der gieng von Jerusalem
12 Gen Jericho, Vnd böser weis hin ab gen Jericho / vnd
13 fiel vnter die Mördrische Rott fiel vnter die Mörder / Die zogen jn aus / vnd schlugen jn / vnd giengen dauon /
14 Die Jhn ließen ligen halb Todt. vnd liessen jn halb tod liegen.
15 Ein Priester wehr dieselbe Straß 31Es begab sich aber on gefehr / das ein Priester dieselbige strasse hin abzoch / vnd da er jn sahe /
16 furvbergegangen. Gleichermaß gieng er fur vber. 32Desselbigen gleichen
17 Auch ein Leuit, die, beide Man(n), auch ein Leuit / da er kam bey die Stet / vnd sahe jn / gieng er fur vber.
18 hetten gethan, alß giengs nichts ahn.
19 Ein Samariter abr Jhn fandt, 33EJn Samariter aber reiset / vnd kam da hin / vnd da er jn sahe /
20 Aus Jam(m)ern sein Wunden verbandt, jamerte jn sein / 34gieng zu jm / verband jm seine Wunden /
21 Vnd goß Jhn drein, Oële vnd Wein, vnd gos drein Ole vnd Wein
22 Vnd hub Jhn fein, aufs Thierle[i]n sein. vnd hub jn auff sein Thier
23 Jhn Jn die Herberg führt hienein, vnd füret jn in die Herberge /
24 Vnd auf das beste pflegte sein. vnd pfleget sein.
25 Deß andern Tags Er ferner reist, 35Des andern tages reiset er /
26 Mit Zween Groschen sein Lieb beweist, vnd zoch eraus zween Grosschen /
27 Gab Sie dem Wirth, Sprach: Pfleg sein sehr, vnd gab sie dem Wirte / vnd sprach zu jm / Pflege sein /
28 Vnd so du darthun wirst was mehr, Vnd so du was mehr wirst darthun /
29 So wil Jch es bezhalen dir, wil ich dirs bezalen /
30 Wenn Jch nhu widerkohmme hier. wenn ich widerkome.
31 Welcher dünckt dich, der gewesen sey 36Welcher dünckt dich / der
32 Der Nehest, vnter diesen drey, vnter diesen dreien der Nehest sey gewesen /
33 Dem, der mit großer Leibsgefahr, dem /der
34 Vnter die Mörder gfallen war? vnter die Mörder gefallen war?
35 Er sprach: Der die Barmhertzigkeit 37Er sprach / Der die barmhertzigkeit
36 An Jhm that, Macht den Vnterscheidt. an jm that.
37 Da sprach Jhesus Zu Jhme: Nhu, Da sprach Jhesus zu jm /
38 So geh hin, vnd deßgleichen thu. So gehe hin / vnd thu des gleichen.