Jesus Sirach 1

Aus Johann Steuerleins Reimbibel
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[1a] Das Buch Jesus Syrach. Das I. Kapitel

Steuerlein (1581)
All Weißheit ist von GOtt dem HERRN /
Den wir anbeten / vnnd auch ehrn /

Vnd ist bey im in ewigkeit /

Von anfang jetzt vnd alle zeit.

Wer hat doch das zuvor gedacht /

Oder vernünftiglich betracht?

Wie viel im Meer Sandtkörnlein /

Vnd wie viel Tropffn im Regen seyn?

Vnd wie viel Tag der welt soltn werden?

Wer ist so klug gewest auff Erdn?

Wer hat gemessen auch zuvor /

Wie hoch der Himmel schweb empor?

Wie breyt die Erdt umbfangen wer /

Oder wie tieff seyn solt das Meer?

Wer hat GOtt je gelehret das /

Was er solt machn / sampt Laub und Graß?

Denn seine Weißheit ist gewest

Vor allen dingn / vnd bleibt noch vest.

Deß allerhöchsten Gotteswort /

Welchs selig machet hie vnd dort / [1b]

Das ist der Brunn der Weißheit gut /

Darauß viel trosts herfliessen thut.

Das ewig Gbott ist ire Quell /

Welches erquickt deß Menschen Seel

Wer kundt sonst wissen / wie man solt

Erlangen die Weißheit so bald?

Oder / wo doch die Klugheit sey

Herkommen also mancherley?

Einr ists / der allerhöhest Gott /

Der retten kann auß Hell und Todt /

Der Schöpffer allr ding / Allmächtig /

Ein gwaltigr König / sehr schrecklich /

Der hoch sitzt auff deß Himmels Thron /

Ein herrschendr Gott / mit seinem Son.

Der hat sie durch sein heilign Geist

Verkündiget vnd allermeist

On jemandts raht zuvor gedacht /

Gewust / gemessen / vnd betracht /

Vnd hat die Weißheit außgeschütt /

Vbr all sein Werck / die er geübt /

Vnd vber alles Fleisch vnd Blut /

Nach seiner gnad / lobsam vnd gut.

Vnd gibt sie denen in gemein /

So in lieben vnd förchten fein.

Die forcht deß Herrn ist ehr vnd zierdt /

Damit man recht geschmücket wirdt /

Ist ruhm / freund / vnd ein schöne Kron /

Von Gott empfengt man solchen lohn. [2a]

Die forcht deß Herrn recht frölich macht

Deß Menschen Hertz zu tag vnd nacht /

Gibt freud vnd wonne ewiglich /

Wirckt starcken trost gantz kräfftiglich.

Wer den Herrn förchtet / one spot /

Dem wirts wol gehn inr letztennot.

Vnd wirt endlich dess Segens Gnad

Behaltn / so Gott versprochen hat.

Gott lieben / das ist allezeit

Die aller schöneste weißheit /

Vnd wer dieselb ersihet / der

Liebt sie fürs höchste gut / denn er

Siehet mit freudenreichem muth

Welch grosse wundr sie wirckt vnd thut.

Die forcht dess Herrn ein anfang ist

Der Weißheit : dir zu aller frist

Im Herzen grund lauter vnd rein /

Bey den Glaubigen ist allein /

Vnd wohnt allein mit lob vnd ehrn /

Bey den ausserwehlten Weibern /

Man findet sie allein auch schlecht /

Bey den / so gläubig sind / vnd grecht.

Die forcht deß Herren bleibt vnd ist /

Der rechte Gottesdienst gewiß.

Der byüt/ vnd macht das Hertz fein fromm /

Vnd gibt darinnen freud vnd wonn.

Wer den Herrn förchtet / dem wirts wol

Gehen / vnd stets seyn Glückes voll /[2b]
Luther (1545)
1ALLe Weisheit ist von Gott dem HER­RN
*

vnd ist bey jm ewiglich.

*

2Wer hat zuuor gedacht /

*

wie viel sand im Meer /

wie viel tropffen im Regen /

vnd wie viel tage der Welt werden solten?

*

3Wer hat zuuor gemessen /

wie hohe der Himel /

wie breit die Erden /

wie tieff das Meer sein solte?

Wer hat Gott je geleret /

was er machen solt?

4Denn seine Weisheit ist

vor allen dingen.

5DAs wort Gottes des Allerhöhesten

Welchs selig machet hie vnd dort/