Jesus Sirach 1

Aus Johann Steuerleins Reimbibel
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[1a] Das Buch Jesus Syrach.

Das I. Capitel
All Weißheit ist von GOtt dem HERRN /
Den wir anbeten / vnnd auch ehrn /

Vnd ist bey im in ewigkeit /

Von anfang jetzt vnd alle zeit.

Wer hat doch das zuvor gedacht /

Oder vernünftiglich betracht?

Wie viel im Meer Sandtkörnlein /

Vnd wie viel Tropffn im Regen seyn?

Vnd wie viel Tag der welt soltn werden?

Wer ist so klug gewest auff Erdn?

Wer hat gemessen auch zuvor /

Wie hoch der Himmel schweb empor?

Wie breyt die Erdt umbfangen wer /

Oder wie tieff seyn solt das Meer?

Wer hat GOtt je gelehret das /

Was er solt machn / sampt Laub und Graß?

Denn seine Weißheit ist gewest

Vor allen dingn / vnd bleibt noch vest.

Deß allerhöchsten Gotteswort /

Welchs selig machet hie vnd dort / [1b]

Das ist der Brunn der Weißheit gut /

Darauß viel trosts herfliessen thut.

Das ewig Gbott ist ire Quell /

Welches erquickt deß Menschen Seel

Wer kundt sonst wissen / wie man solt

Erlangen die Weißheit so bald?

Oder / wo doch die Klugheit sey

Herkommen also mancherley?

Einr ists / der allerhöhest Gott /

Der retten kann auß Hell und Todt /

Der Schöpffer allr ding / Allmächtig /

Ein gwaltigr König / sehr schrecklich /

Der hoch sitzt auff deß Himmels Thron /

Ein herrschendr Gott / mit seinem Son.

Der hat sie durch sein heilign Geist

Verkündiget vnd allermeist

On jemandts raht zuvor gedacht /

Gewust / gemessen / vnd betracht /

Vnd hat die Weißheit außgeschütt /

Vbr all sein Werck / die er geübt /

Vnd vber alles Fleisch vnd Blut /

Nach seiner gnad / lobsam vnd gut.

Vnd gibt sie denen in gemein /

So in lieben vnd förchten fein.

Die forcht deß Herrn ist ehr vnd zierdt /

Damit man recht geschmücket wirdt /

Ist ruhm / freund / vnd ein schöne Kron /

Von Gott empfengt man solchen lohn. [2a]

Die forcht deß Herrn recht frölich macht

Deß Menschen Hertz zu tag vnd nacht /

Gibt freud vnd wonne ewiglich /

Wirckt starcken trost gantz kräfftiglich.

Wer den Herrn förchtet / one spot /

Dem wirts wol gehn inr letztennot.

Vnd wirt endlich dess Segens Gnad

Behaltn / so Gott versprochen hat.

Gott lieben / das ist allezeit

Die aller schöneste weißheit /

Vnd wer dieselb ersihet / der

Liebt sie fürs höchste gut / denn er

Siehet mit freudenreichem muth

Welch grosse wundr sie wirckt vnd thut.

Die forcht dess Herrn ein anfang ist

Der Weißheit : dir zu aller frist

Im Herzen grund lauter vnd rein /

Bey den Glaubigen ist allein /

Vnd wohnt allein mit lob vnd ehrn /

Bey den ausserwehlten Weibern /

Man findet sie allein auch schlecht /

Bey den / so gläubig sind / vnd grecht.

Die forcht deß Herren bleibt vnd ist /

Der rechte Gottesdienst gewiß.

Der bhüt/ vnd macht das Hertz fein fromm /

Vnd gibt darinnen freud vnd wonn.

Wer den Herrn förchtet / dem wirts wol

Gehen / vnd stets seyn Glückes voll /[2b]

Vnd wenn er trosts bedarff in noth /

Wirt er gesegnet seyn von Gott.

Gott förchten ist ein solch Weißheit /

Die reich machet in ewigkeit /

Vnd bringet alles gut mit sich /

Das gantz Hauß sie erfüllt stattlich

Mit irer Gabn : vnd alle Gemach

Sie mit jrm Schatz bespeist / ich sag.

Die forcht deß Herren ist ein Kron

Der Weißheit / die schafft reichen lohn /

Fried / heil / vnd trost im hertzen gibt /

Vnd weicht von dem nicht / der sie liebt.

Es machet auch diese Weißheit /

Recht kluge vnd verstendig leut /

Vnd wer an ir fest helt mit ehrn

Hilfft sie dem auß / willig vnd gern.

Den Herrn förchten / die wurtzel ist

Der Weißheit / so zu aller frist

Fein grün vnd lieblich zweig gewindt /

Ir frucht ewiglich nicht verschwindt.

Die forcht des Herrn wehret der Sünd /

Damit das vbel nicht entzündt /

Denn wer on forcht fehrt / gfellt Gott nicht /

Sondern kompt schnell in sein Gericht.

Vnd seine Frechheit wird jn bald

Stürtzen : Aber / nidriger gestalt

Erharrt ein demütger derzeit /

Die wird jn tröstn in ewigkeit. [3a]

Denn wiewol sein sach ein zeitlang

Wird vntertruckt / leid grossen zwang /

Werden die frommen endtlich doch /

Seine weißheit rhümen gar hoch.

Dem Gottlosen ist Gottes Wort

Ein greuwel : denn es an seim ort

Ein schatz der Weißheit ist / der jm

Verborgen ist in seinem sinn.

Mein Son so du wilt werden weiß /

So lehrne die gebott mit fleiß /

So wird dir Gott die weißheit gebn /

Dich auch segnen mit gsundem leben.

Denn die forcht deß Herren ist zwar /

Die recht weißheit und zucht fürwar /

Vnd der glaub vnd gedult / bey alln

Vnserm Herrn Gott sehr wol gefalln.

Sih zu : daß deine Gottesforcht sey /

Nicht etwa eine heucheley /

Vnd dien jm nicht mit falschem hertzn /

hierauß erfolgt ewiger schmertzn /

Such bey den leuten keinen ruhm /

Durch heucheley / falsch ists kurtz vmb /

Vnd sih / auffs beste du kanst zu /

Was redest / glaubest / oder fürhabst du /

Vnd wirff dich selbst nicht auff / daß du

Nicht fallst / vnd werdst zu schand darzu /

Vnd der Herr dein tück offenbar /

Vnd stürtze dich zu boden gar / [3b]

Fürn Leuten öffentlich / darumb

Daß du nit bist gewesen fromb /

Vnd daß du Gott dem Herrn nit fast /

In rechter forcht gedienet hast /

Vnd dein Hertz falsch gewesen ist.

Bedenck diß wol / o frommer Christ.


Das II. Capitel

Luther (1545)
1ALLe Weisheit ist von Gott dem HER­RN
*

vnd ist bey jm ewiglich.

*

2Wer hat zuuor gedacht /

*

wie viel sand im Meer /

wie viel tropffen im Regen /

vnd wie viel tage der Welt werden solten?

*

3Wer hat zuuor gemessen /

wie hohe der Himel /

wie breit die Erden /

wie tieff das Meer sein solte?

Wer hat Gott je geleret /

was er machen solt?

4Denn seine Weisheit ist

vor allen dingen.

5DAs wort Gottes des Allerhöhesten

*

ist der brun der Weisheit

*

vnd das ewige Gebot ist jre quelle.

*

6Wer kündte sonst wissen wie man

die Weisheit

vnd Klugheit erlangen solt?

*

7Einer ists / der Allerhöhest /

*

der Schepffer aller dinge / allmechtig /

ein gewaltiger König / vnd seer erschrecklich /

8der auff seinem Thron sitzet /

ein herrschender Gott.

9Der hat sie durch seinen heiligen Geist

verkündiget

der hat alles zuuor gedacht /

gewust vnd gemessen.

10Vnd hat die Weisheit ausgeschütt /

vber alle seine Werck

vnd vber alles Fleisch /

nach seiner gnade /

Vnd gibt sie denen /

so jn lieben.

11DJE furcht des HERRN / ist ehre vnd

*

rhum / freude vnd ein schöne krone.

*

12Die furcht des HERRN / macht das hertz frölich

*

vnd gibt freud vnd wonne ewiglich.

*

13Wer den HERRN fürchtet /

dem wirds wolgehen in der letzten Not

Vnd wird endlich den Segen

behalten.

14Gott lieben / das ist

die allerschöneste Weisheit /

15vnd wer sie ersihet / der

liebet sie / Denn er

sihet /

welch grosse Wunder sie thut.

16DJe furcht des HERRN ist

der Weisheit anfang

Vnd ist im hertzen grund

allein bey den Gleubigen

vnd wonet allein

bey den auserweleten Weibern

Vnd man findet sie allein

bey den Gerechten vnd Gleubigen.

17DJe furcht des HERRN / ist

der rechte Gottesdienst /

18Der behüt vnd macht das hertz from /

Vnd gibt freude vnd wonne.

19WEr den HERRN fürchtet / dem wirds wol-

gehen /

Vnd wenn er Trosts bedarff /

wird er gesegnet sein.

20GOtt fürchten / ist die Weisheit /

die reich machet /

vnd bringet alles gut mit sich.

21Sie erfüllet das gantze Haus

mit jrer gaben / vnd alle gemach /

mit jrem schatz.

22DJe furcht des HERRN / ist ein kron

der Weisheit /

23Vnd gibt reichen Frieden vnd Heil.

*

24DJese Weisheit macht

recht kluge Leute /

Vnd wer an jr fest helt /

dem hilfft sie aus mit Ehren.

25DEn HERRN fürchten ist die wurtzel

der Weisheit /

vnd jre Zweige grunen ewiglich.

*

26DJe furcht des HERRN / wehret die Sünde /

*

27Denn wer on furcht feret / der gefelt Gott nicht /

*

vnd seine Frecheit wird jn

stürtzen.

28Aber ein Demütiger erharret der zeit /

die jn trösten wird /

29Denn wiewol seine Sache eine zeitlang

vnterdrückt wird /

30So werden doch die Fromen

seine Weisheit rhümen.

31DEm Gottlosen ist Gottes wort

ein Grewel /Denn es

ist ein schatz der Weisheit / der jm

verborgen ist

32MEin Son / wiltu weise werden /

so lerne die Gebot /

so wird dir Gott die Weisheit geben.

*

33Denn die furcht des HERRN / ist

die rechte Weisheit vnd zucht /

Vnd der glaube vnd gedult /

gefallen Gott wol.

34SJhe zu / das deine Gottes furcht

nicht Heucheley sey /

vnd diene jm nicht mit falschem hertzen.

*

35Suche nicht Rhum bey den Leuten /

durch heucheley /

Vnd sihe zu /

was du redest / gleubest oder furhast.

36Vnd wirff dich selbs nicht auff / das du

nicht fallest / vnd zu schanden werdest /

37Vnd der HERR deine tücke offenbare /

vnd stürtze dich

öffentlich fur den Leuten / 38Darumb /

das du nicht

*

in rechter furcht Gott gedienet hast /

vnd dein hertz falsch gewest ist.