Jesus Sirach (1581) 3

Aus Johann Steuerleins Reimbibel
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⇦ Capitel 2

[5a]

Das III. Capitel
Jhr lieben Kinder gehorchet mir
Euwrem Vatter / mit lust vnd gier /

Lebt also / wie es Gott begert /

Auff daß es euch wol geh auff Erd.

Denn Gott der Herr wil von den Knaben /

Den Vatter stracks geehret habn /

Vnd was ein Mutter heist die Kindr /

Wil er gehaltn haben nichts mindr.

Wer seinen Vatter liebt vnd ehrt /

Vnd leist jm ghorsam vnbeschwert /

Deß Sünde Gott nicht straffen wird /

So lang sichs Kind hellt / wie sichs gebürt.

Vnd wer sein Mutter ehrt / hat platz

Für Gott / vnd samlt ein guten schatz.

Wer seinen Vatter freundtlich ehrt /

Dem wird hinwider freudt beschert /

[5b]

An seinen Kindern groß vnd klein /

Der lust köndt je nit höher seyn.

Vnd wenn er betet / so wird er /

Erhört nach hertzenswunsch vnd bgehr.

Wer seim Vatter legt ehre an /

Der wird dest lenger leben han.

Vnd wer vmbs Herren willen ist

Ghorsam vnd fromb zu jeder frist /

An dem / hat die Muttr einen trost /

Vnd ist von grosser sorg erlost /

Vnd wer da förchtet Gott den Herrn /

Der ehret auch sein Vatter gern /

Vnd dient seinen lieben Eltern /

Helt vnd achtet sie für sein Herrn.

Ehre dein Vatter / volg dem raht

Deinr Mutter / mit worten vnd that /

Auch mit gedult / vnd seyn fein fromb /

Auff daß vbr dich jr Segen komm.

Denns Vatters Segen (es mir zutrauwt)

Den Kindern feste Häuser bauwt.

Aber der Mutter fluch hinwidr /

Reisset sie gantz vnd gar darnidr.

Nicht spotte deins Vatters gebrechn /

Denn dir ist sein Ehr drauß zurechn.

Denn ehrestu den Vatter dein /

Das wird dein eigen ehre seyn /

Verachstu deine Mutter on not /

Das ist dein eigen schand vnd spot.

[6a]

Deins Vatters pfleg / mein liebes Kindt /

Jm Alter : schlah jn nit in Windt /

So lang er lebt / betrüb jn ja nicht /

Dirs sonst von deim Kindt auch geschicht.

Vnd ob er etwa kindisch würd /

halt jm zu gut dieselbe Bürd /

Veracht jn nicht / drumb daß du bist

Vielleicht geschickter / dann er ist.

Dem der dem Vattr wolthat beweist /

Wird gleichsfals lobwirdig gepreist /

Sein wird vergessen nimmermehr /

Er legt mit Tugendt ein groß ehr.

Ob du auch bist ein Sünder wol /

Dir doch viel guts geschehen soll.

Dein wird gedacht werdn in der not /

Wirst vnverlassen seyn von Gott /

Dein Sünd werden vergehn / wie Eyß /

Zerschmiltzt von der Sonnen schein heiß.

Wer seinen Vattr verlest elend /

Der wird an Leib vnd Seel geschendt /

Vnd wer sein Mutter btrübt / on zucht /

Der ist von Gott dem HERRN verflucht.

Mein liebes Kind / sey vermahnt im Herrn /

Jm nidrigen Standt zubleiben gern /

Das ist besser ( halts wol in acht )

Denn alles da die Welt nach tracht.

Je höher du bist / je mehr dich

Demütige vnd ernidrig.

[6b]

So wird dir holdt seyn Gott der Herr /

Vnd dich schützen je lenger je mehr /

Denn der allrhöhest ist der Herr /

Die stoltzen stürtzt herunter Er.

Vnd thut doch grosse wunder ding /

Durch die demütigen gering.

Nach höherm Standte gar nicht steh /

Dich nicht vbr dein vermögen bleh /

Sondern was Gott dir befohln hat /

Deß nimm dich stets an frü vnd spat /

Dann warlich es nichts frommet dir /

Daß du nach dem gaffst mit begier /

Daß dir doch nicht befohlen ist.

Drumb fleuch solch Teufflisch Hoffarts list.

Vnd was auch deines Ampts nicht ist /

Da vnterlaß deinen fürwitz.

Denn dir ist vor befohlen gnug /

Wedr du kanst außrichten mit fug.

Solchr dünckel viel betrogen hat /

Vnd sie gefürt in schimpff vnd schad.

Vnd jr vermessenheit hat auch

Gestürtzt dieselben stoltze Bauch /

Denn wer sich selbst gern gibt in gfahr /

Verdirbt darinn ist gewisslich war.

Vnd einem Menschen (der vermessn /

Vnd vom HoffartsTeuffel ist besessn)

Dem gehets endtlich vbel auß /

Vnd fellt dahin sein gantzes Hauß.

[7a]

Ein Mensch vermessen / jm selbst macht

Viel vnd groß vnglück tag vnd nacht.

Richt ein jamr nach dem andern an /

Auß frechem stoltz / wo er nur kan.

Denn Hochmut / thut je nimmer gut

Bringt schaden / an Leib / Seel / Ehr vnd blut.

Vnd kan darauß nichts wachsen mehr /

Denn alles args / vbel / vnd gfehr.


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