Matthäus 15

Aus Johann Steuerleins Reimbibel
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⇦ Capitel 14

[20r]

Das 15. Capitel.
1Die Schrifftgelerten zu Jhm kahmen,
Theilß Phariseer zu sich nahmen,
Vnd sprachen: 2Warumb vbertretten,
(Vnd Sie auch Ander vberredten)
Doch deine Jünger, mit Geschwetz,
Der Eltesten Breuch vndt Auffsetz?
Sie waschen Jhre Hendte nicht,
Wenn Sie Brod essn, vnß gib bericht.
3Er antwortt, vnd zu Jhnen sprach:
Warvmb vbertettett (Jch frag)
Denn Jhr, Gottes des Herrn Gebott,
Vmb ewer Aufsetz willn, mit spott.
4Gott hat gebottn, (Jhr thuts verkehren)
Du solt Vatter vnd Mutter ehren.
Wer aber Vattr vnd Mutter fluchtt,
Der soll des Tods sterbn, ist verrucht.
5Aber, Jhr lehret falsch erdicht,
Wer zum Vattr oder Mutter spricht,
(Wenn Jch es oppfere zur frist,
Eß dir allweg viel nützer ist)
Der thut wol, 6damit es geschicht,
Das Niemand hinfurt, (Christus spricht)
Seyn Vatter oder Mutter ehrt,
Vnd habt also die Lehr verkehrt,
Vnd aufgehoben Gotts Gebott,
Vmb ewr Aufsätz willn, ohne noth.
7Jhr Heuchlr Jn Wortten vnd der That,
Wol Jesaias von Euch hat
Geweißaget, vnd also gesprochen:
(Der Ewer Blind hertz wol gerochen)
8Diß Volck nahet sich zu Mir her,
Mit seinem Mund, vnd ehrt mich sehr
Mit seinen Lippen, falscher Zier,
Aber, Jhr Hertz ist fern von Mir.

[20v]

9Aber vergeblich Sie mir dienen,
Dieweil Sie lehren, nach Jhrn Sinnen,
Solche Lehre, die wider Gott
Vnd nichts sindt, denn Menschen Gebott.
11Was zum Mund eingeht, Jhesus spricht,
Vervnreinigt den Menschen nicht,
Sondern, was ausgehet zum Mundt
Vervnreinget den Menschn Jm grundt.
14Wenn ein Blinder den Andern leytt,
Sie Jn die Gruben fallen beidt.
Jhesus Jhnen die Gleichnis deutt,
Vnd sprach: Jhr seidt Vnmercksam Leut,
17Das alles, was zum Mund geht ein,
Das gehet Jn den Bauch hienein,
Vnd ausgeworffen wird, ohn zwang,
Durch seinen Naturlichen Gang.
18Was aber zum Mund heraus geht,
Das kömpt aus dem Hertzen, (versteht)
Vnd das macht den Menschen vnrein.
19Dann es kohmn aus des Hertzens Schrein,
Arge gedancken, Mord, Ehbruch,
Hurerey, Dieberey, Vnfug,
Falsche Gezeugnis, Lesterung,
20Das sindt die Stück zur Vnreynung
Des Menschens, aber, hingesessen,
Vnd mit Vngwaschnen Händen essen,
Vervnreingt den Menschen nicht,
Vergebens Euch die Sorg anficht.
22Vnd Siehe, es schreyh Jhm sehr nach,
Ein Cananeisch Weib, vnd sprach:
Ach Herr, Ach Herr, Du Sohn Dauid,
Erbarm dich mein, Erhör mein Bitt,
Eß wirdt mein Tochter tag vnd nacht,
Vom Teufel sehr v̈bel geplagt,
23Vnd Er antworttet Jhr kein Wortt,
Sondern, Er seines pfats ging fort.
Sein Jünger aber zu Jhm traten,
Herr, Laß sie doch von dir sie baten,
Denn Sie vns hefftig schreyhet nach.
24Er antworttet aber, vnd sprach:

[21r]

Jch bin nicht gsandt zu Jedes Thüer,
Denn zun verlornen Schafen nhür
Von des Hauses Jsrael Schar.
25Sie fiel vor Jhm nider aldar,
Vnd sprach: Herr hilff Mir, hör mein klag.
26Aber, Er antworttet, vnd sprach:
Es ist nicht fein, Jst Sünd fur Gott,
Das man den Kindern nhem Jhr Brod,
Vnd werff es fur die Hund zur Erdt.
27Sie sprach: Ja Herr, Hör vnbeschwert,
Aber, die Hündlein essen auch
Von Brosamen, nach Jhrm gebrauch,
Die von Jhrer Herrn Tische fallen,
28Jhesus antworttet fur Jhn allen,
Vnd sprach zu Jhr: O Weib, nicht blos
Jst dein Glaub, sondern trefflich gros.
Dir gschehe, wie du wilt. Zur stundt
Ward Jhre Tochter frisch vnd gsundt.
29Vnd Jhesus ging von dann̅ daher,
Vnd kam anß Galileisch Meer,
Ging auf eynn Berg, Satzt sich alda.
30Viel Volcks kam von fernen vnd nah,
Die hatten mit sich, Lamen, Blinden,
Stummen, Krüpler, vorn, mittn vnd hindten,
Vnd viel Ander, aus Stedtn vnd Dorffen,
Sie Jhesu fur die Füesse worffen,
Vnd Er heidt Sie gar krefftigklich,
31Darob das Volck verwundert sich.
32Jhesus rief sein Jünger zu sich,
Vnd sprach: Des Volcks sehr Jammert mich,
Denn Sie nhu wol drey Tag bey Mir
Beharrn, habn Nichts zuessen hier,
Vnd Jch wil Sie nicht Jhre Strassen
Vngeßen von Mir wandern lassen,
Das Sie nicht auf dem Weg verschmachten.
Die Junger zweiflhafft Rechnung machten,
Dann Sie hatten nhür Sieben Brod,
Vnd ein wenig Fischlein zur noth.
35Vnd Er hies das Volck lagern sich
Auf die Erdten (scheint vnmüglich)
36Vnd nahm die Sieben Brod hernach,
Vnd die Fischlein, dancket, Sie brach,
Vnd gab Sie seinen Jüngern hin,
Die Junger, Sie, nach gutem sinn

[21v]

Dem Volck gaben. 37Sie alle aßen,
Vnd worden satt gnügiger maßen,
Was vberbleib von Brocken, wol
Aufhuben, Sieben Körbe vol.
38Die gessen hatten, derer war
Vier Tausent Mann, ein grosse Schar,
Weiber vnd Kinder ausgenhommen,
Die allsampt warn zu Jhesu kohmmen,
39Vnd da Er das Volck von sich hatt
Gelaßen, Jn ein Schieff Er tratt,
Vnd kam Jn die Grentz Magdala,
Wer seiner Hülff begert, wars Ja.

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