Matthäus 18

Aus Johann Steuerleins Reimbibel
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⇦ Capitel 17

[23v]

Das 18. Capitel.
1Zurselben Stundt traten herzu,
Die Jünger zu dem Herrn Jhesu,
Vnd sprachen: Wer ist (eß vns zeig)
Der gröste doch Jm hiemelreich?
2Jhesus der rief ein Kindt zu sich,
Stellts mittn vnter Sie, 3Spricht: warlich
Jch sage Euch, (nempts wol Jhn acht,
Jm hertzen auch eß tief betracht).
Eß sey dann, das Jhr Euch vmbkehrt,
Vnd wider, wie die Kinder werdt,
So werdet Jhr, ohn rechten Steig,
Nicht khomen Jn das hiemelreich.
4Wer selbsten nhu niedriget sich
Jn einfalt fein demütigklich,
Wie diß Kindt, vnd wirdt solchem gleich,
Der ist der gröst Jm hiemelreich.
5Vnd wer ein solchs Kindt, Jung vnd Klein,
Auffnimmet Jn dem Nahmen mein,
Der nimpt mich auf, Mir es geschicht,
Vnd bleibt Jhm vnvergoldten nicht.
6Wer aber ergert dise Kleinen,
Oder sonst der geringsten einen,
Die ahn mich gleuben, dem beßer wehr,
Das ein Müelstein viel Centner schwehr

[24r]

An seinen halß wurde gehengt,
Jns Meer erseufft vnd eingesengt,
Da eß am tieffsten ist Jm grundt.
7Wehe der welt, zu aller stundt
Der Ergernis halben, (ohn Bues)
Zwar, Ergernis Ja kohmen mus,
Doch weh den Menschen, weh gewies,
Durch welche kohmet Ergernis,
8So dein Hand, abr, oder dein Fues
Dich ergert, vnd dir macht verdrues,
So haw Jhn ab, wirff Jhn von Dir,
Eß ist dir besser, glaube Mir,
Das du zum Leben gehest ein,
Lahm odr ein krüepl, an Arm̅ vnd Bein,
Denn das du habst zwo Hendt vnd Fueß,
Vnd werdtst hienaus Jns Finsternus,
Oder geworffn Jnß ewig Fewr,
Zuleiden qual, vnd abenthewr.
9So dein Aug etwa ergert dich,
So reis es aus freywilligklich,
Vnd wirffs von dir, Dirs besser ist,
Das du ein Einaugiger bist,
Vnd zu dem Leben gehest ein,
Denn das du habst zwey Augenschein,
Vnd werdtst geworffn Jns Hellisch Fewr,
Das mit Schwefel brenndt vngehewr.
10Seht zu, das Jhr Jemandt (nempts achtt)
Von disen Kleinen nicht veracht.
Denn Jch sag Euch, Jhr Engel fein
Sehen allzeit Jns Hiemels Schein
Meins Vatters Jm Hiemel Angesicht,
Welchs gnedig ist auf Sie gericht,
11Denn Kohmen ist des Menschen Sohn
Aus seym Hohen Göttlichen Thron,
Jst auch darvmb zur Welt geborn,
Selig Zumachen das verlorn.
15Sündigt aber dein Brudr ahn dir,
So offts sey, ein mhal oder vier,
So gehe hin, straff Jhn, sprich drein,
Zwischen dir, vnd Jhme allein,
16Hört Er dich, vnd ist fein versunnen,
So hastu deynn Bruder gewunnen.
Hört Er dich nicht Jn deiner Stimm,
Noch eynn oder zween zu dir nim,
Auff das all Sach besteh Jm grundt,
Auff zwey odr dreyer Zeugen Mundt.

[24v]

17Hört Er die nicht, So laß es sein,
Zeigs ahn, vnd sag es der Gemein,
Hört Er die Gmein nicht ist vnbscheydten,
Halt Jhn vor eynn Zölner vnd Heyden.
18Warlich Jch sage Euch, was Jhr
Auff Erdten bindten, werdt alhier,
Soll auch Jm Hiemel sein gebundten,
Vnd was Jhr lösen werdt hirvndten
Auf Erdten, sey klein oder gros,
Das soll auch sein Jm Hiemel los.
19Weitter Sag Jch Euch, wo auf Erdten
Vnter Euch, Zweene einig werdten,
Warvmb eß ist, das sie wolln bitten,
Wenn nhür all Zweifel bleibt vermitten,
Das soll Jhnn widerfaren fein,
Jm Hiemel von dem Vatter mein.
20Denn, wo zwei oder drey fromm Kindt
Jn meym Nahmen versamlet sindt,
Daselbst Jch gegenwerttig bin
Gewießlich mitten vnter Jhnn.
21Da trat Petrus zu Jhm, vnd sprach:
Herr, wie offt mus Jch denn all tag
Meym Bruder, der durch widerstreben
An Mir sich versündigt, vergeben?
Ists Siebenmahl gnug? 22Jhesus sprach:
Nicht Siebenmhal allein, Jch sag
Sondern, auf alln fall sey die Zahl
Wol Siebentzigk mhal Siebenmhal.
23Darumb, So ist das Hiemelreich
Einem sehr reichen König gleich,
Der mit seynn Knechten rechnen wolt,
Zugeben eym̅ Jeden seinen Sold.
24Alß Er zurechnen anfieng nhür
Kam Jhm mit ersten Einer für,
Der Jn der Rechnung nicht bestundt,
Wer schuldig zehen Tausent Pfundt.
25Da Ers nhu nicht hatt zubezahlen,
Hieß der Herr disen Schlimmen kahlen,
Verkeuffen, Jhn, sein Weib vnd Kinder,
Hauß, Hoff, Gütter, auch Vieh vnd Rinder
Vnd alles, was Jn seym̅ Vermügen,
Darvon bezahlen vnd vergnüegen,
26Da fiel der Knecht fur Jhme nider,
Vnd betth Jhn ahn, Jn furcht vnd Zitter,

[25r]

Vnd sprach: Herr, hab gedult mit Mir,
Jch wilß alles bezahlen dir
27Da Jammertte den Herren schlechts
Deßelben Schuldt gemachten Knechts,
Vnd lies, Jhn los aus Gunst vnd Huld,
Vnd Jhm erlies Er auch die Schuldt.
28Da ging derselbig Knecht hienaus,
Vergaß es baldt, Schlugs Jn die bauß,
Fandt einen seiner Mittknecht dar,
Der Hundert Groschn Jhm schuldig war,
Er greyff Jhn ahn, wurgt Jhn, vnd sprach:
Bezahl Mir stracks noch heut zu tag,
Was du mir schuldig bist mit Recht.
29Da fiel auch nider sein Mittknecht,
Bat Jhn, sprach: Hab Gedult mit Mir,
Alles wil Jch bezahlen dir
30Abr Er wolt nicht, Sondern ging hin,
Warff Jhn vnbarmhertzig Jm Sinn
Jnß Gefengknus, biß das Er gar
Bezalet, was Er schuldig war.
31Da solchs sahen seine Mittknecht,
Dunckt sie es schlecht sein gantz trecht,
Sie wordten sehr betrüebt, vnd kahmen,
Brachten fur Jhrn Herrn allessamen,
Das sich begebn hatt vnbillich.
32Da fodert Jhn sein Herr fur sich,
Vnd sprach zu Jhme: Du SchalcksKnecht,
All dise Schuldt hab Jch dir schlecht
Erlaßen, weil du batest Mich,
33Soltstu denn auch nicht also dich
Erbarmen vber deynn Mittknecht,
Wie Jch Mich vber dich ohn Recht
Erbarmet hab, gütiger art.
34Vnd sein Herr hefftig Zornig ward,
Vnd vberantworttet Jhn baldt
Den Peinigern, biß das Er bzalt
Alles, was Er Jhm schuldig war.
35Also, wird Euch (mercket die Lahr)
Mein himlischer Vattr auch thun eben,
Wenn Jhr gleichsfalß nicht werdt vergeben
Von ewerm hertzn, ein Jeglicher
Seym̅ Bruder sein fehl, vff beger.

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