Matthäus 25

Aus Johann Steuerleins Reimbibel
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⇦ Capitel 24

[32r]

Das 25. Capitel.
1Denn, Eß wird sein das Hiemelreich
Zehen Jungfrawen nicht vngleich,
Die Jhre Lampen nahmn, an wegen
Ausgingen, Dem Breutgam entgegen.
2Aber, Vnter disen Funff bahren,
Funf Thöricht, vnd funff kluge wahren.
3Die Thörichtn Jhre Lampen Nahmen,
Aber, ohn Öel herbey Sie kahmen,
4Die Klugen nhamen Öel, (ohn gam̅pen)
Jn Jhre Gefeßen, sampt Jhrn Lampen,
5Da nhu der Breuttigam verzog,
Der Schlaf Sie alle vberwog.
6Zu Mitternacht ward ein Geschreyh,
Sihe, der Breutgam kompt herbey,
Geht aus, vnd wandert Jhm entgegen.
7Da stundten auf, (kein Wind noch Regen
Sie schewten) dise Jungfrawen all,
Schmückten Jhr Lampn Jn frewdenschall.
8Die funf Thörichten aber sprachen
Zun klugen: Nichts können wir machen,
Gebt vnß von Ewrem Öele dar,
Denn vnser Lampn verleschen gar.
9Da antwortten Jhnen die Klugen,
Sprachen: Nicht also wird sichs fügen,
Auf das nicht vnß vnd Euch gebrech,
Geht aber hin, auf ewrem weg
Zun Krämern, vnd Jn Ewre Schleuch
Selbsten einkeuffet Öel fur Euch.
10Vnd da Sie hingiengen zu kauffen,
Da kam der Breutgam mit seym Hauffen,
Vnd welche waren fein bereit
Giengn hienein mit Jhm zur Hochzeit.

[32v]

Vnd bald verschlossen ward die Thüer.
11Zuletzt, da kamen auch darfür
Die Andern Jungfrawen, vnd sprachen:
Herr, thue vns auf, wir sonst verzagen.
12Er antworttet aber, vnd spricht:
Warlich, Jch kenne Ewer nicht.
13Darvmb, wachet aus hertzens grundt,
Denn Jhr wisst weder Tag noch Stundt,
Jn welcher (Nichts dran dubitirt)
Des Menschen Sohne kohmen wirdt.
14Das Gleichnis kompt hier auch zur handt,
Von eym Herrn, der zog vber Landt,
Rufft seinen Knechten, Groß vnd Klein,
Thet Jhnen seine Gütter ein
15Er gab einem, funff Centner schwehr,
Dem Andern zween, (zuwuchern sehr)
Dem dritten Einen, so forth ahn,
Was Jeglicher verwalten kan,
Eym Jeden seym̅ Vermögen nach,
Vnd bald hinweg von dannen zog.
[16-17]Der Erst vnd Ander sein Pfund nahm,
Vnd noch soviel damit bekahm.
18Der abr Eynn Centner hatt entpfangen,
Trug zur handtirung keyn̅ verlangen,
Sondern ging hin aus vnbedacht,
Ein Gruben Jn die Erdten macht,
Nahm sich nichts mher drumb ahn, war karg
Vnd seines Herren Geldt verbarg.
19Vber ein lange Zeit hernach,
Kam der Herr, forscht durch scharffe frag,
Rechenschafft mit seynn Knechten hielt,
Was gwonnen sey, oder verspielt.
[20/22]Der Erst vnd Ander trattn hinzu:
Sprachn: Herr, die Centner, welche Du
Zu Funff, vnd Zweyn, vnß hast vertrawt,
Damit haben wir fort gebawt,
Vnd Sihe, Ander Funff vnd Zween
Centner, vor deynn Augen hier stehn,
Die wir damit haben gewunnen,
Am Capital ist nichts zerrunnen.
21/23Darvff der Herr zu Jedem sprach:
Zu Ewer keinem, hab Jch clag,

[33r]

Ey, Du frommer vnd trewer Knecht,
Du hast gehandelt, wohl vnd recht,
Bist vber wenigem getrew
Gewest, (deß Jch mich selbst erfrew)
Vbr viel wil Jch dich setzen fein,
Zu deines Herrn Frewd gehe ein.
24Da kam, vnd auch zum Herren tratt,
Der eynn Centner entpfangen hatt,
Sprach, Herr, Jch wusst, vnd dachte dran,
Das du bist ein sehr harter Mann,
Du schneittest, (hast kein Ruh noch Rasst)
Wohin du nicht geseet hast,
Samlest, da du nicht hast gestrewt,
25Vnd furchtte Mich, Vor dir mich schewt,
Gieng hin, vnd Jn die Erd hienein,
Jch tief Verbarg den Centner dein.
Sihe, da hastu das dein wider.
26Sein Herr zu Jhm sprach zornig bitter:
Du Schalck, vnd fauler Knecht furwar,
Wusstestu mein Gemuet so gar,
27So soltestu mein Geldt eym̅ Mann
Zum Wechßlern haben eingethan,
Hett Jch das Mein, wenn Jch wehr kohmmen,
Mit wucher zu Mir hergenhommen,
28Darvmb, den Faulen Knecht beschembt,
Vnd den Centner gar von Jhm nembt,
Gebts dem, der Zehen Centner hat,
29Denn wer da hat, dem wird aus gnad
Gegeben werdten mherr Gaben,
Vnd wird auch stets die Fulle haben.
Wer aber nicht hat, Deme wird
Auch das, so Er hat, aufferirt
Vnd gnhommen werdtn: Vnd gschicht Jhm recht.
30Vnd werffet den Vnnutzen Knecht
Gar Jn die Finsternis hienein,
Da wird Heuln vnd Zeenklappern sein.
31Wenn aber nhu des Menschen Sohn
Wird kohmen aus des Hiemels Thron
Jn seiner Herrligkeit (vernimm)
Vnd all Heilig Engel mit Jhm,
Denn wird Er sitzen zu der Zeit
Auf dem Stul seiner Herrligkeit,
32Vnd werdten fur Jhm, hie auf Erdten
Alle Völcker versamlet werdten,

[33v]

Vnd Er wird Sie vonandter scheidten,
(Was nicht sein ist, wird Jhn müßn meidten)
Gleich alß ein Hirte schlecht vnd recht,
Die Schaf von Böckn zuscheidten pflegt,
33Vnd wird die Schaf zu hauff hin stellen,
Zu seiner Rechten Sie gesellen,
Die Böck aber, so vor Jhm stincken,
Wird Er stellen zu seiner Lincken.
34Da wird alßdann der König sagen
Zu denen, die Er hat geschlagen
Zu seiner Rechten: Kompt herein,
Jhr Gsegneten meins Vatters fein,
Ererbt das Reich, so Euch ist weit
Von anbegin der Welt bereytt,
35Denn Hungrig bin gewesen Jch,
Vnd Jhr habet gespeiset mich,
Jch bin durstig geweßn, vnd Jhr
Habt Mich getrenckt mit Wein vnd Bier,
Auch bin Ein Gast gewesen Jch
Vnd Jhr habet beherbergt Mich,
36Nacket vnd blos bin gwesen Jch,
Vnd Jhr habet bekleidet mich
Jch bin kranck gwesen, vnd Jhr habt Mich
Mit Trost besucht mittleidentlich,
Gefangen Jch gewesen bin,
Vnd Jhr seidt zu Mir khomen hin,
37Denn werdten die Gerechten Jhm
Antwortten Jn demütiger stimm:
Herr, wir wießen nicht zubestehen,
Wenn haben wir dich Hungrig gsehen,
Vnd haben dich mit Brod gespeist?
Oder dir sonst gutthat beweist?
Oder durstig, vnd haben dich
Getrencket etwa mildigklich?
38Wenn haben wir dich einen Gast
Gesehen, vnd beherbergt fast?
Oder Nacket, zu einer Zeit,
Vnd haben dich mit Gwandt bekleydt?
39Wenn haben wir (die wir hie stehen)
Dich Kranck oder gfangen gesehen,
Vnd sindt zu dir khomen der Ortthen?
40Vnd der König wirdt antwortten,
Vnd zu Jhn sagen: Warlich Jch
Euch sage, waß Jhr mittleidlich
Habt gthan aus gutem hertzen rein
Dem gringstn, vnter den Brüdern mein,

[34r]

Das habt Jhr Mir selbsten gethan,
Jch nhemß auch also von Euch ahn,
41Dem Andern Theil wird Er auch wincken,
Vnd sagen zu denen zur Lincken.
O Jhr verfluchten, Vngehewr,
Geht hin, von Mir, Jns Ewig Fewer
Das dem Teuffel bereitet ist,
Vnd seynn Engeln, (habts wol gewüsst)
42Jch bin gewesen Hungerig,
Vnd Jhr habt nicht gespeiset Mich,
Auch bin durstig gewesen Jch,
Vnd Jhr habt nicht getrencket mich.
43Jch bin ein Gast gewesen hier,
Vnd Mich habt nicht beherbergt Jhr.
Jch bin Nacket geweßen, Jm Leid,
Vnd Jhr habet Mich nicht bekleydt,
Jch bin gewesen Kranck vnd Gfangen,
Jhr seidt nicht einmhal zu Mir gangen,
Vnd habet mich gar nicht besucht,
Mir noch all Vnglück wol geflucht.
44Da werdten Sie antwortten Jhm,
Vnd sagn, (alß gscheh eß Jn eym̅ grimm)
Herr, wenn haben wir gsehen dich
Fast durstig, oder Hungerig,
Odr, einen Gasst, Nacket vnd Kranck,
Oder, Gefangn Jnß Kerckers Stanck,
Vnd haben nicht gedienet Dir?
45Denn wirdt Er Jhnen aus Straffgier
Antworttn, vnd sagen ohne scheuch,
Warlich, warlich Jch sage Euch,
Was nicht gethan habt Einem, Jhr,
Vnter disen Geringsten hier,
Das habt Jhr Mir auch nicht gethan,
Drauf wirdt diß Endtvrtheil bestahn,
46Vnd Sie werdten allsampt Jn gemein
Gehen Jn die Ewige Pein,
Aber, die Gerechten darneben
Gehen Jn das Ewige Leben.

⇨ Capitel 26