Matthäus 26

Aus Johann Steuerleins Reimbibel
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⇦ Capitel 25

[34r]

Das 26. Capitel.
3Die Hohenpriestr vnd Schrifftgelerten
Die Elttstn Jm Volck, All Mittgeferdten,
Hatten kein Ruh, Gedult, noch rasst,
Versamletten sich Jn Pallast
Des HohenPriesters Caiphas,
4Vnd hielten rath, Beschloßen das,

[34v]

Wie Sie Jhesum mit Listen grieffen
Vnd tödten, Hin vnd wider Lieffen.
5Sie sprachen abr: Eß wehr das besst,
Das es Ja nicht gescheh aufs Fest,
Auff das (Wo man hielt das Gericht)
Jm Volck ein Aufruhr werdte nicht.
7aEin Weib zum Herren Jhesu tratt,
Mit köstbarm Waßr ein Glas Sie hatt,
6(Eß zu Bethanien gschach drauß,
Jns Außetzign Simonis Hauß)
7bDaßelbig Sie auff sein Heupt goß,
Da Er zu Tisch darjnnen saß.
8Die Junger sahens, was Sie that,
Sprachen, worzu dient der Vnrath?
9Diß Waßer, so man Vngeheur
Vmb sonst außschütt, hette möcht theur
Verkaufft, vnd den Armen so eben
Mit mhererm Nutz wordten gegeben.
10Da das Jhesus merckte, sprach Er:
Was bkummert Jhr das Weib so sehr?
Sie hat ein gut wergk gthan ahn Mir,
11Allzeit bey Euch habt Armen Jhr,
Mich aber habt Jhr nicht allzeit.
12Das Sie, (daher kömpt ewer Neidt)
Auf meinen Leib gegossen hat,
Hat Sie gethan, ohn ewern schadt,
Drumb, das man wird begraben mich.
13Warlich, warlich, Euch sage Jch,
Wo dises Euangelium
Clar wird gepredigt, vmb vnd vmb
Jnr gantzen welt, zu allen Tagen,
Da wird man auch mit Warheit sagen
Zu Jhrm Gedechtnus, fur vnd fur,
Waß Sie gethan hat Jtzt ahn mir.
14Der Zwölffn Einer, Sein Nahm, mit spott
Heisset, Judas Jscharioth,
Zun Hohenpriestern 15sich versprach:
Was wolt Jhr mir geben, Jch frag,
Wil Jch Jhn Euch verrathn, vmbs Gding?
Sie bothn Jhm dreißig Silberling.
16Von dem ahn, sucht Er glegenheit,
Das Er Jhn verriet, nach bescheidt.
17Am Ersten Tag der SüßenBrod,
Fragten die Junger: Herr, Jsts noth,

[35r]

Wo wiltu, das zueßen, wir
Das Osterlamb bereytten dir?
18Er sprach: Zu Einem, Jn die Stadt
Hingeht, vnd sprecht zu Jhm: Es hat
Befohln der Meistr, vnd lest dir sagen,
Mein Zeit ist hier (das Creutz zutragen)
Mit meynn Jungern wil Jch bey dir
Die Ostern halten aus begir.
19Die Junger theten (giengen hin)
Wie Jhesus hatt befohlen Jhn,
Vnd machtens Osterlamb bereyt.
20Vnd als nhu kam die AbendZeit
Satzte Er mit den Zwölffen sich
Zu Tische, (vnd ward fast trawrig)
21Da Sie assen, sprach Er: Warlich
Jch sage Euch, Eß wirdet Mich
Einer vntr Euch verrathen schwehr.
22Vnd Sie wordten betrüebet sehr,
Vnd huben ahn, vnd Jhne fragten
Ein Jeglichr vnter Jhnn, vnd sagten:
Herre bin Jchs? 23Er aber sprach:
Der mit Mir mit der Hand so flach
Daucht Jn die Schüeßel, Der wird mich
Verrathen heüt vnschuldigklich.
24Des Menschen Sohn dahin zwar geht,
Wie von Jhme geschrieben steht,
Doch weh dem Menschn, aus deß Rachgird,
Des Menschen Sohn verraten wirdt,
Eß wehr Jhm besser, das noch nie
Derselbig Mensch zeitlich alhie
Gebohren wehr, so mechtts Jhn quit.
25Da sprach Judas, der Jhn verrieth,
Bin Jchs Rabbi? Er sprach zu Jhn:
Du sagsts mit deiner eignen Stimm.
26Da Sie aber aßen, da nahm
(Jn beysein der Junger allsam)
Jhesus das Brod, danckt, vnd es brach,
Vnd gabs den Jungern hin, vnd sprach:
Nehmet, Esset, Das ist Mein Leib.
27Vnd Er nahm (bey seiner weis bleib)
Den Kelch, vnd danckt, Jhnen den gab,
Trinckt alle draus, (wie Jchs hier hab)
Sprach Er: 28Das eben ist mein Blut
Des Newen Testaments so guth,
Welchs fur viele vergossen wirdt,
Zur Vergebung der Sundtn Begirdt.

[35v]

30Da gsprochen war der Lobgesang,
Da richtteten Sie Jhren Gang
Hienaus an Öelberg. 31Jhesus sprach:
(Hört, was Jch sag, Groß ist mein clag)
Jn diser Nacht, So werdet Jhr
Euch allesampt ergern ahn Mir.
Es steht gschrieben: Den Hirten Jch werdt
Schlagen, vnd die Schafe der Herdt
Die werdten all zustrewen sich.
32Wenn aber aufferstehe Jch,
Wil Jch fur Euch, (wie Jch Jtzt bin)
Jn Galileam gehen hin.
33Petrus antworttet, zu Jhm sprach:
Wenn Sie auch alle heut zu tag
Sich an dir ergertten, will Jch
Doch nimer mher ergeren Mich.
34Jhesus sprach: Warlich Jch sag dir,
Jn diser Nacht (diß wort glaub Mir)
Eh dann der hane kreht, wirstu
Mich dreymhal verleugnen, wie nhu?
35Petrus sprach zu Jhm: Vnd wenn Jch
Mit dir sterben müsst, wil Jch dich
Nicht verleugnen. Jn gleichen fall,
Sagten die ander Junger all.
36Jhesus zu einem Hofe kahm,
Der hies Gethsemane mit Nahm,
Sprach zu seynn Jungern: Setzt Euch hie,
Biß das Jch dort hingeh, vnd (wie
Jch zuthun pfleg) Zum Vatter bet
37Vnd nahm zu sich ahn solche stedt,
Petrum, (wie Er eß hett Jm brauch)
Die zween Söhn Zebedei auch.
Fieng ahn zutrawern vnd zuzagen,
Vnd seine hendt zuhauf zuschlagen)
38Jhesus zu Jhnen sprach: O Gott,
Mein Seel ist betrüebt, biß ahn Todt,
Bleibet hie, vnd wachet mit Mir,
Fur Angst möcht Jch vergehen schir,
39Vnd ging hin ein wenig, (verblicht.)
Fiel nider auf sein Angesicht,
Betet, vnd gar hertzlichen sprach,
Wie Er da auff der Erdten lag:
Mein Vatter, ist es mueglich hier,
So gehe diser Kelch von mir,
Doch nicht wie Jch wil, sondern strachs
Wie du wilt, Nach deym gfallen machs.
40Vnd Er zu seinen Jungern kam,
Vnd fandt sie schlaffendt allesam,

[36r]

Vnd sprach zu Petro: Könnet Jhr
Denn nicht ein Stundt wachen mit mir.
41Wachet vnd betet, das Jhr nicht
Jn Anfechtung fallet. Mher spricht:
Der Geist ist willig zwar zur Sach,
Das Fleische aber ist gar schwach.
42Zum andr mhal gieng Er aber hin,
Betet, vnd sprach hertzlich Jm Sin:
Mein Vater, ist es nicht mueglich,
Das diser Kelch von Mir geh, Jch
Trincke Jhn denn, So gscheh dein Will.
43Vnd Er kam, vnd fandt Sie Jn still
Aber schlaffendt, (Ruh thet Jhnn wol)
Vnd Jhre Augen warn Schlafs vol.
44Er ließ Sie, vnd abr mhal hinging,
Zum Drittenmhal zubethn anfieng,
Vnd redet dieselbigen Wort.
45Da kam Er zu seynn Jungern dort,
Sprach zu Jhnen: Wie köndt Jhr druhen?
Ach wolt Jhr nhu schlaffen vnd ruhen?
Die Stundt ist hie, (den Schlaf abwendt)
Das des Menschen Sohn Jn die Hendt
Der Sundr vberantworttet wirdt,
Aus lautterm haß vnd Neids begirdt,
46Lasset vns gehen, nhür aufsteht,
Sieh, Er ist da, der mich verretth.
47Alß Er noch redet, Judas kam Judas,
Der Zwölffen Einer her die straß,
Vnd mit Jhm eine große Schar,
Mit Schwertn vnd Stangen, offenbar
Von den HohenPriestern (entbrandt)
Vnd Elttsten des Volcks hergesandt.
48Vnd der Verräther hatt so eben
Jhnen ein Merckzeichen gegeben,
Vnd gsagt: Welchen Jch küessen werdt,
Der ists, den greifft, wie Jhr begert.
49Vnd alßbaldt trat Er zu Jhesu,
Vnd sprach: Rabbi, Gegruesst seystu,
Vnd küeßet Jhn. 50Vnd Jhesus sprach:
Jch muß zwar leiden dise Schmach,
Mein Freund, warvmb bist kohmen Du?
Da traten Sie Alle hinzu,
Vnd legten ahn Jhesum die Hendt,
Jm Hertzen vnd Gemüet verblendt.
51Vnd Sihe, Einr aus denen zwar,
Die mit Jhesu wahren aldar,
Reckt die Hand aus, Zog aus sein Schwert,
Ernstlich zuwehren sich begert.

[36v]

Vnd schlug des Hohenpriesters Knecht,
Hieb Jhm ein Ohr ab, traf Jhn recht.
52Da sprach Jhesus zu Jhm, diß wort:
Stecke dein Schwert ahn seinen Ort,
Denn, wer das Schwert nimpt, (Jst die Summ)
Der sol durchs Schwert auch kohmen vmb.
53Oder, Meinstu, das Jch nicht kundt
Meynn Vatter bittn aus Hertzens grundt,
Das Er zuschickte Mir (seym Sohn)
Engel, mher dann Zwölff Legion?
54Wie würdt aber erfüllt die Schrifft?
Also muss gehen, wie michs trifft.
55Jhesus sprach zu der Stundt vnd Zeit,
Zu der Scharen: Jhr alle seidt,
Alß zu einem Mörder, ausgangen,
Mich zufahen, Mit Schwerttn vnd Stangen,
Bin Jch doch teglichen bey Euch
Geseßn, vnd hab gelehrt ohn scheuch
Jm Tempel, Vnd Jhr Mich nicht habt
Gegrieffen, noch nach Mir geschnappt.
56Aber, das ist alles geschehen,
Das Mein Leyden so soll ergehen,
Vnd die Schrifft der Propheten nühr
Erfullet wurdten, nach gebuer.
Jhn alle Jünger da verliessen,
Vnd flohen, wider Jhr Gewießen.
57Sie fuerten Jhesum hin, aus haß,
Zum hohenpriester Caiphas,
Dahin die Schrifftglerten heuffig
Vnd Elttstn, hatten versamlet sich.
58Petrus aber sich deßn anmasst,
Folgt nach von fern, biß Jn Pallast
Des hohen Priesters, vnd gung schlecht
Hienein, Vnd setzt sich bey die Knecht.
Auf das Er sehe, vnd vernehm,
Wo eß hienaus wolt, vnd hinkehm.
59Die Hohenpriester vnd Elttsten,
Vnd der gantz Rath die Sach weltzten,
Suchtten falsch Zeugnis, dichttn Jm Sinn,
Wider Jhesum, auff das Sie Jhn
Tödteten, 60vnd fundten gar keins,
Vnd wiewol (eusserlichen scheinß)
Viel falscher Zeugen herzuh tratten,
Fundten sie keins, (keins wolt geraten)
Zuletzt tratten herzu, mit lachen,
Zween falsche Zeugen, 61die da sprachen:

[37r]

Er hat gesagt: Jch kan furwahr
Den Tempel Gotts abbrechen gar,
Vnd denselben (man solt Jhm trawen)
Jn dreyen Tagen wider bawen.
62Vnd der Hohnpriester stundte auff,
Vnd sprach zu Jhm: Antworttst nichts drauf,
Zu dem, das dise wider dich
Zeugen, vor vnß hie öffentlich?
63Aber, Jhesus schweig hirzu still.
Dem Hohenpriester es nicht gefiel,
Er antworttet, vnd zu Jhm sprach:
Jch dich beschwere heut zu tag,
Ja bey dem Lebendigen Gott,
Das du vns sagest ohne spott,
Ob du seyst, (mach vnß keynn verdries)
Christus, der Sohn Gottes gewies?
64Jhesus sprach: Du sagsts. Doch hieneben
Sage Jch Euch (merckt mich nhür eben)
Nemblich, von nhu ahn wirdts geschehen,
Das Jhr des Menschen Sohn werdt sehen
Sitzen zur Rechten der Krafft sein
Vnd kohmen Jn den Wolckn herein
Des hiemels. 65Da zureiß aus gach,
Der Hohpriester sein Kleydr, vnd sprach:
Er hat gelestert Gott so sehr,
Was durffn wir weitter Zeugniß mher?
Sihe, Jtzt habt Jhr all Jn gmein
Gehöret die Gottslestrung sein,
66Wie duncket Euch? Was wolln wir machen?
Sie antwortten Jhme, vnd sprachen:
Er ists Tods schuldig, den zuleidten,
67Sie Jn sein Angesicht ausspeyten,
Vnd schlugen Jhn mit Feusten hart,
Ettliche aber aus Vnart,
Jhn schlugen Jn das Angesicht,
Ließen sich seiner Jammern nicht,
68Vnd sprachen: Christe, vns weißag,
Wer ists? der dir gab disen Schlag?
69Petrus aber, (als ein frembdt Gast)
Saß furchtsam draußen Jm Pallast,
Es trat zu Jhm ein Magd, die sprach:
Du bist gleich andern gfolget nach,
Vnd du warest auch vorhin da,
Mit Jhesu aus Galilea.

[37v]

70Er leugnet aber fur Jhn allen,
Vnd sprach: Wie magst solch wort herlallen?
Jch weiß nicht, was du sagest Mir.
71Alß Er abr hienaus gieng zur Thüer,
Sah Jhn ein Andere, vnd sprach
Zu denen, die da wahren: Ach,
Dieser war auch vorhin zur stedt,
Mit dem Jhesu von Nazareth.
72Vnd Er abermal leugnet mher,
Vnd schwur darzu vermeßendt sehr,
Jch kenn deß Menschens nicht ein Zeil.
73Vnd vber eine kleine Weil
Tratten hinzu, welche da stundten,
(Dein Geist hett sich dann hiher fundten)
Sprachen Sie zu Petro: Warlich,
Du bist auch einer, (Man kenndt dich)
Von denen, die da folgten nach,
Denn dich Verratthet deine Sprach.
74Da hub Er ahn, sich zuuerfluchen
Vnd schweren, (Jch hab nichts zusuchen
Bey Jhm) Jch kenn deß Menschen nicht.
Vnd alßbaldt kreht der han, was gschicht.
75Petrus ahn die wortt Jhesu dacht,
Da Er zu Jhme also sagt:
Eh der Han krehen wird, gwißlich
Wirstu dreymal verleugnen mich,
Vnd gieng heraus, weint bitterlich,
Ein Sunder, hirmit tröste sich.

⇨ Capitel 27