Matthäus 6

Aus Johann Steuerleins Reimbibel
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⇦ Capitel 5

[7v]

Das 6. Capitel.
1Auff Ewer Almoßen Habt achtt,
Das Jhr die nicht hingebt aus pracht
Furn Leutn, vnd scheinhaffter Geberdt,
Das Jhr von Jhnn gesehen werdt,
Jhr habt anders sonst keinen Lohn
Bey dem Vattr Jm Hiemel dauon.
2Wenn du nhu gibest Almoßen,
Solt nicht fur dir Posaunen laßen,
Wie die Heuchler thun allermaßen,
Jn den Schulen, vnd auf den Gaßen,
Das Sie gepreist werdten von Leuten
Vnd gleich mit Fingern auf sie deuten,
Warlich Jch sag Euch, flieht den Sin,
Denn Sie habn Ihren Lohn dahin.
3Wenn du gibst Almoßen zugnießen,
So laß dein Lincke hand nicht wießen,
Was die Recht thut, 4auff das hirbey
Dein Almoßen verborgen sey.

[8r]

Vnd dein Vatter, Abendts vnd Morgen,
Der da siehet Jn das Verborgen,
Wird dies vergeltten öffentlich,
Das du es prüefest sichtigklich.
5Vnd wenn du betest, solst nicht sein,
Wie die Heuchler, die nhur zum schein
Da gerne stehen Jn den Stedten,
Vnd Jn den Schulen embsig beten,
Vnd ahn den Ecken, auf den Gaßen,
Jhrn Heuchlerischen Geist auslassen,
Auf das Jn Gleißnerisch Geberdten,
Von Leuten Sie gesehen wendten,
Warlich Jch sag Euch, flieht den Sin,
Sie haben Jhren Lohn dahin.
6Wenn du abr bettst aus Hertzens Schrein,
So gehe Jn dein Kämmerlein,
Schleuß die Thüer zu, vnd sey ohn sorgen,
Beth zu deym Vatter Jm verborgen,
Vnd dein Vatter, wirdt bey dir sein,
Der Jns Verborgen sieht hienein,
Wird dirs vergeldten öffentlich,
Das wirstu erfaren sichttigklich,
7Vnd wenn Jhr bett, Solt vnbescheidten
Jhr nicht viel plappern, wie die Heiden,
Denn Sie meinen, Sie werdtn erhort,
Wenn Sie nhur machen sehr viel wort.
8Darvmb, Solt Jhr Euch Jhnen nicht
Gleichen, dann was Euch stets gebricht,
Vnd was Jhr nhür bedurfftig seidt,
Weiß ewer Vatter allezeit,
Eh, denn Jhr Jhn bittet. 9Darvmb,
Solt Jhr so bethn, als Kinder frumm.
Vnser Vatter Im Hiemel droben
Dein Nahm geheiligt werd mit loben
10Dein Reich kohme: Dein Will gescheh,
Auff Erdtnn es, wie Jm Hiemel geh.
11Vnser teglich Brod gib vny heut,
So viel noth ist vnß armen Leut.
12Vergib vns vnser Schuldt darneben,
Wie wir vnsern Schüldtnern vergeben,
13Vnd Jn Versuchung, vnß nicht fuer,
Sondern von V̈bel erlös vns nhür.

[8v]

Denn, Dein ist das Reich, vnd die Krafft,
(Gib, das Jm Glaubn eß Jn vnß hafft)
Vnd die Herrligkeit, (Jn deym Nhamen)
Jn Ewigkeit, O, Amen, Amen.
14So Jhr den Menschen Jhr Feyl vergebt,
Vnd wider Sie mit Zorn nicht strebt,
So wirdt Ewer Himlischer Vater
Euch auch vergeben allen Hadder.
15Wo Jhr aber den Menschen nicht
Jhrn Feyle vergebt, So gschicht,
Das ewr Vatter auch Euch nicht wirdt
Ewr Feyl vergeben wo Jhr Jrrt.
16Wenn Jhr fastet, so solt Jhr nicht
Saur sehen, wie von Heuchlern gschicht,
Denn Sie Jhr Angesicht verstellen,
Auff das solch Gleißnerisch Gesellen
Furn Leuten mit Ihrm Fasten scheinen,
Aus Heuchley sie offt weinendt greynen.
Warlich Jch sag Euch, flieht Jhrn Sin,
Sie haben Ihren Lohn dahin.
17Wenn du aber, (Sey dir erleubt)
Fastest, So salbe fein dein Heupt,
Vnd wasche rein dein Angesicht,
18Auff das furn Leuten scheinest nicht
Mit deinem Fasstn, Jn vngebüer,
Sondern, fur deinem Vatter nhür,
Welcher verborgn ist, vnd dein Vatter,
Der Jns verborgn sieht, ein Erstatter
Sein wirdt, vnd dir es öffentlich
Vergeldten, Drauf verlaße dich.
19Nicht Schätze Jhr Euch samlen solt
Auff Erdtn, an Geldt, Silber vnd Goldt,
Da Sie die Motten, und der Rost
Fressen, vnd machn Euch vngetrost,
Vnd da die Diebe graben nach,
Vnd stelen, (offt hort man solch Clag)
20Samlet Euch abr, Jm Hiemel Schetz,
So da auffangen kan kein Netz,
Da Sie weder Motten noch Rost
Fressen, auch nicht verderbn Jm Frost,
Vnd da die Diebe nicht nachgraben,
Noch stelen, Sie da Sichrung haben,

[9r]

21Denn, wo Ewer Schatz ist, alldar
Auch Ewer hertz ist gantz vnd gar.
22Das Auge ist, des Leibes Licht,
Steht oben Jns Menschen Angesicht.
Wenn dein Aug ist einfeltig fein
So wirdt dein gantzer Leib Licht sein,
23Wenn abr ein Schalck ist das Aug dein,
So wird dein gantzr Leib finster sein.
Wenn abr das Licht, das Jn dir ist,
Finsternis ist, vnd steckt voll list,
Wie gros wirdt denn wol Jn gemein,
Die Finsternis wol selber sein?
24Niemandt kan dienen zweyen Herrn,
Entweder, Er wird mit beschwehrn
Einen haßen, vnd thun Vnehr,
Vnd den Andern lieben gar sehr,
Oder, wird einem hangen ahn,
Vnd den Andern verachten dran.
Jhr köndt nicht Gott dienen zugleich,
Vnd dem Mammon zuwerdten reich.
25Drumb sage Jch Euch, Sorget nicht
Fur Ewer leben, (wie geschicht)
Waß Jhr eßen vnd trincken werdt,
Vnd, wie man hab, dauon man zehrt,
Auch nicht fur Ewern Leib, was Jhr
Anziehen werdt mit Kleidungs Zier.
31Drumb solt Jhr nicht sorgen, vnd sagen,
Was werdten wir eßen aller Tagen?
Was werdten wir trincken fur Tranck,
Zum Vnterhalt vnser Lebenlangk?
Vnd womitt werdten wir vns kleyden?
32Nach solchem alln trachtten die Heyden,
Denn Ewr Himlischer Vatter weis,
Das Jhr deß alles bdurfft: Mit fleis
33Am ersten nachm Reich Gottes tracht,
Seidt tag vnd nacht, darauff bedacht.
Vnd nach seiner Gerechttigkeit,
So wirdt Euch zu bequemer Zeit
Solches alles zufallen wohl.
34Darvmb, man gar nicht sorgen soll,
Fur den kunfftigen andern Morgen,
Denn, der Morgendte Tag wird sorgen,

[9v]

Fur das Seine, Eß ist genug,
Vnd bringt fur sich großen vnfug
Das etwa ein Jeglicher Tag
Sonsten hab seine eigne Plag.

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