Matthäus 9

Aus Johann Steuerleins Reimbibel
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⇦ Capitel 8

[12r]

Das 9. Capitel.
1Jhesus hin Jn das Schief eintrat,
Fuhr widr herüb, kam Jn sein Stadt,
2Sie eynn Gichtbrüchttgen zu Jhm brachten,
Der lag auffm Betth, Sein Noth sie klagten.
Da nhun Jhesus Jhrn Glauben sah,
Sprach Er zum Gichttbrüchttgen allda:
Seye getrost, Mein Sohn, Solst leben,
Vnd deine Sünd sey dir vergeben.
3Vnd Sihe, ettlich Schrifftgelerten,
(Damit Sie nhür Jhesum Vnehrten)
Sprachen bey sich selbst, Jhm zum spott:
Dieser lestert Jm Hiemel Gott.
4Da Jhesus Jhre Gdancken sah,
Sprach Er: Worvmb denckt Jhr allda
So args Jn Ewern hertzen nhur?
5Welches ist leichter, nach gebüer
Zusagen? Dir sind deine Sünd
vergeben, (dir Jch angekündt)
Oder zusagen, Stehe auf,
Vnd wandele deyn Gangk vnd Lauf?
6Auff das Jhr aber wiesst, (nempts achtt)
Des Menschen Sohn hab fug vnd Macht
Auff Erdten, die Sund zuuergeben,
Sprach Er zum Gichtbruchttigen eben:
Steh auf, dich selbst hiran nicht seüm,
Heb dein Betth auf, vnd gehe heym,
7Vnd Er stundt auf, ging heym, froh war.
8Da das Volck das sahe, Sichs gar
Sehr hoch verwundert, dancklob sagt,
Vnd preiste Gott, der solche Macht,

[12v]

Kranck leut zuheylen Jn der That,
Den Menschn aus Gnad gegeben hat.
9Jhesus von dannen gieng, vnd sah
Eynn Menschen am Zoll sitzen da,
Der hieß Matthaeus, zu Jhm sprach:
Folge Mir: Solchs Allßbaldt geschach.
Jhesus sprach, vnd gab den bericht:
12Die Starcken durffn des Artztes nicht,
Sondern die Kranckn hohln Jhn herbey.
13Geht abr hin, vnd lernt, was das sey,
(Jch habe wolgefalln allzeit
Nhür allein an Barmhertzigkeit
Vnd nicht am Opffer) Jch bin kohmen,
Die Sünder, vnd gar nicht die Frommen
Zur Bueß zurueffen, (hie auf Erdten,
Auff das all Menschen selig werdten.
18Ein Oberster bracht ahn sein Clag,
Vnd fiel fur Jhm nider, vnd sprach:
Herr, Meine Dochter, (Sie war fromm)
Jst Jtzt gestorben, aber kohmm,
Vnd leg dein Hand auf Sie, So wird
Sie widerumb viuificirt.
19Jhesus stundt auf, vnd folgt Jhm nach,
Vnd seine Junger, was geschach?
20Siehe, ein Weib, das Zwölff Jhar lang
Ahn Jhr gehabt hatt den Blutgang,
Von hindten her, zu Jhme trat
Vnd ruehrt ahn, seins Kleids Saum vnd Nad,
21Denn Sie sprach bey Jhr selbst, Möcht Jch
Nhür sein Kleid anrüehren heimlich,
So würde Jch gesundt. 22Da wendt
Sich Jhesus vmb, Kandt Jhr Elendt,
Vnd Sahe sie, vnd sprach so frey:
Getrost, O Meine Dochter, sey,
Dein Glaube hat geholffen dir,
Den du empfangen hast von Mir,
Vnd das Weib ward krefftig gesundt
Jn Puncto zu derselben Stundt,
23Alß Er Jns Obersten Hauß kam,
Die Pfeiffer sahe vnd vernahm,
Vnd das Getümmel des Volcks hort,
24Sprach Er zu Jhnen dise Wortt:
Weichet, denn dieses Mägdelein
Jst nicht todt, sondern schläffet fein,

[13r]

Vnd Sie verlachtten Jhne gar.
25Als nhu das Volck außgtrieben war,
Gieng Er hienein, sich zu Jhr wandt,
Vnd ergreiff sie bey Jhrer handt,
Da stundt das Mägdlein auf, ohn qual,
26Vnd diß Gerücht weit hin erschal
Jn daßelbige gantze Land,
Bey Arm vnd Reichn Jn allen Standt.
27Zween Blinden folgten Jhesu nach,
Ein Jeder schrieh Jhn ahn, vnd sprach:
Ach Du Sohn Dauid, vnßer dich
Erbarme gantz genedigkich,
Vmb Hülffe Sie Jhn ernstlich bathen,
28Da Er heim kam, zu Jhm Sie traten,
Vnd Jhesus sprach: Nhu saget ahn,
Gleubt Jhr, das Jch Euch solchs thun kan?
Sie sprachn: Herr, Ja, Die Noth vns füert.
29Drauff Er Jhre Augen anruehrt,
Vnd sprach: Was Euch feilt, Jch wol seh,
Nach Ewerm Glauben Euch gescheh.
30Vnd Jhre Augen hell vnd clar
Geöffnet wordten gantz vnd gar.
Vnd Jhesus Sie bedrawt, vnd sprach:
Sehet zu, Keiner es nachsag,
Das es niemandt etwa erfahr,
31Aber, Sie machten Jhn ruchtbar
Jn demselbigen gantzen Land,
Vnd wurdt diß Wunderwergk bekandt.
32Eynn Menschen brachten Sie Jhm dar,
Der Stumm vnd auch beseßen war,
33Vnd da der Teufel widerumb
War ausgetrieben, redt der Stummb.
Vnd das Volck verwundert sich hoch,
Vnd sprach: Solchs Jn Jsrael noch
Nie ist Jn alln derselben Ortthen
Ersehen, noch vernhommen wordten,
34Aber, die Phariseer sprachen:
Die Teuffl Er durch kein ander Sachen
Austreibt, als durch den Obersten
Der Teuffl, hirmit würckt Ers am sehrsten,
35Jn alle Stedt vnd Märckt vmbher
Ging Jhesus, vnd treib seine Lehr
Jn Jhrn Schulen, Predigt deßgleich
Das Euangelium vom Reich,
Vnd war Jm Volck zuheyln bereit
Allerley Seuche vnd Kranckheit.

[13v]

36Vnd da Er sahe des Volcks Scharen,
Jammrt Jhn deßelben, denn Sie waren
Verschmachttet, vnd zerstrewt durch Wahn,
Wie Schafe, so keynn Hirtten hahn.
37Da sprach Er zu den Jungern sein:
Die Erndt ist gros, Aber gar klein,
Vnd wenig der Erbeytter sindt,
38Drumb bittet hertzlich Lieben Kindt,
Den Herrn der Erndte, das ohn Endt,
Er Erbeyttr Jn sein Erndte sendt.

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